Ein Trailrunning-Camp im Kleinwalsertal. Leiden, Freude und viel Wetter verpackt in einer Foto-Story.
Anfang des Jahres fragten mich die Trampelpfad.de-Jungs Björn, Holger und Martin ob ich nicht Interesse hätte bei den Camp als Fotograf dabei zu sein. Lange überlegen musste ich nicht. Taunus, Kleinwalsertal und Dahner Felsenland sind zu verlockend.
Auch wenn es mit dem Taunus terminlich wegen des Madeira UltraTrail nicht geklappt hat, desto besser war nun mein erstes Trampelpfad-Camp.
Lustige Läufer(innen), tolle Strecken und nicht nur auf dem Trail wurde einiges geboten.
Hier die Story der Tage.
Anreise nach Riezerln am Donnerstag.
Entlang des Bodensees und der Nagelfluhkette, vorbei an Oberstdorf und schon angelangt in der „schönsten Sackgasse der Welt“: dem Kleinwalsertal.
Angekommen beziehe ich das Zimmer welches ich mir mit Martin teile. Ich suche es weise aus: Keine Bettlatte die an den Füßen schmerzt. Das Walmendinger Haus ist in drei Etagen unterteilt mit vielen Zimmern und Ferienwohnungen. Wir belegen das komplette Haus und können uns austoben.
Nach und nach trudeln alle Teilnehmer ein und der Aufenthaltsraum wird in Beschlag genommen.
Es ist ein Selbstversorger-Haus. Und das jemand hungern könnte glaubt beim Anblick der riesigen Schüssel Couscus-Salat und den enormen Mengen Falaffel auch niemand. Martin als Personal-Fitnesstrainer und Ernährungscoach übernimmt die Verantwortung in der Küche.
Der Abend bietet einen echten Sonnenuntergang und stimmt freudig auf den nächsten Tag und die erste Tour. Die vielen Falaffel und Kilo Cuscus-Salat vermengen sich in meinem Bauch zu einer großen Kugel. Ich bin gespannt was Martin mit mir heute Nacht auf dem Zimmer ertragen muss.
Dieses Camp ist das Einsteiger Camp. Für alle die noch nicht wirklich in den Bergen gerannt sind und dies mal ausprobieren wollen. Entsprechend groß ist auch die Aufregung und vier der Damen wollen perfekt vorbereitet sein und löchern Björn welches nun das beste Profil für die Freitags-Tour ist.
Der Abend ist lang und der Tiefschlaf, laut Martin Schnarchen, setzt früh ein.
Kaiserwetter am nächsten Morgen. Unsere Hütte im Schwarzwasserbachtal wird von der Morgensonne erstrahlt. Das Frühstück ist üppig. Meine Variation mit Brötchen-Butter-Nutella-Käse wird als gewagt bezeichnet.
Schmeckt aber.
Die drei Huskies im Wohnmobil vor dem Haus beginnen den Tag relaxt und geniessen die Aussicht. Zwei Tage lang waren sie mit beim Strecken-Scouting und heute ist Ruhetag.
Bereits am Morgen vor dem Aufbruch kämpft Martin um die Krone des „Königs der Deppenzepter“. Die starke Konkurrenz von Boris wird ihm erst später bewusst.
Im Hintergrund sieht man übrigens die Sachen von Björn und Jörg die noch immer zum trocknen da hängen. Das Wetter war die letzten Tage eher ungnädig.
Wie ein Messias begrüsst uns Björn vor dem Haus und gibt uns den groben Schlachtplan für den Tag: Mit dem Bus zur Walmendinger Horn Bahn, hoch und dann über die Ochsenhofer Köpfe eine Runde und dann wieder zurück ins Tal.
Das schöne Wetter lockt nicht nur uns in die Höhe. Der Bus ist voll. Und die Gondel auch. Wir brauchen einige Zeit bis wir auf dem Berg sind. Das lästern über „Turnschuh-Touristen“ lasse ich an dieser Stelle. Wir haben schliesslich selbst welche an.
Und nach einem Toilettenstopp kann es endlich losgehen.
Ein kurzer Downhill und schon geht es steil den Berg hinauf. An einigen Stellen hat es noch Schneefelder die aber problemlos passiert werden können.
Das Wetter ist heute phantastisch und der Blick reicht bis weit zum Grünten, dem Wächter des Allgäu.
Auf dem Grat der Ochsenhofer Köpfe ist kaum Betrieb. Nur wir Trampelpfad-Läufer sind unterwegs. Unter uns und an der Bergstation der Bahn ist jedoch reger Auflauf.
Keine Himalaya-Expedition, aber trotzdem spannend Die Schneefelder bieten guten Grip. Ab und an gibt Björn Technik-Tipps bzw. zeigt welche Stellen ggf. gefährlich sein können.
Ende Juli starte ich beim Walser Ultra. Und hier oben kann ich weite Teile der Strecke sehen. Den noch verschneiten Gottesacker, den hohen Ifen. Auenhütte usw. Da werde ich noch viele Höhenmeter trainieren müssen um diesen Lauf schaffen zu können.
Unsere gruppe bleibt weitesgehend zusammen. Wenn große Lücken entstehen wird gewartet. Bei dem Wetter natürlich überhaupt kein Schaden. Es ist ein Gruppenlauf und alle sollen ihren Spaß haben.
Der Pfad über die Köpfe oder auch Hörner ist eher ein Skyrun. Technische Stellen laden nicht zum schnellen Rennen ein. Es macht trotzdem Laune und schult das Gleichgewicht.
Hoch über dem Schwarzwasserbachtal führt der Grat-Weg entlang. Immer wieder müssen wir alternative Pfade nehmen da der Weg noh mit Schnee bedeckt ist.
Unter blauem Himmel und strahlender Sonne. Natürlich habe ich die Sonnencreme vergessen.
Die Gruppe zieht sich auf dem Trail wie eine Perlenschnur entlang.
Ab und zu gibt es knifflige Stellen bei denen es daneben steil in die Tiefe geht. Ganz schwindelfrei bin ich immernoch nicht. Aber machbar ist es trotzdem.
Teile der Strecke bieten wahre Skyrunning-Elemente und wir fühlen uns wie Emelie oder Kilian die in den Bergen herum turnen.
Die Definition eines „Einsteigers“ muss Björn mir nochmal erklären. Das Argument das seine 6-jährige Tochter das geschafft hat, gilt nur teilweise.
Die Sonne strahlt über Mittag gnadenlos auf uns ein. Auf den Wiesen blühen die Blumen und das Gras ist saftig.
Ich bin auf die „Einsteiger“ stolz. Sie meistern die spannensten Passagen und lächeln dabei. Genug Pausen lassen auch das Panorama über die Allgäuer Alpen inhalieren.
Endlich eine große Pause. Ich trinke fast meine komplette Flasche Wasser leer. Völlig verschwitzt bin ich und auch auf meiner Kamera sind schon Salzränder zu erkennen.
Die Probe-Packungen der PowerBar Drops gehen rum. Ich mag die Dinger bei Läufen.
Nach der Pause und dem Downhill zur Ochsenhofer Scharte geht es weiter Bergab mit Blick auf den Widderstein. Im letzten Jahr hatte ich diesen bekannten Berg beim Widderstein-Trail umrundet. Jedoch kaum etwas wegen der tiefen wolken gesehen. Heute ist alles anders.
Steil geht es runter und nun zeigt es sich wer im Downhill besteht. Keiner verletzt sich. Alle haben Spaß.
Einige Bachquerungen bringen mich zum Schmunzeln. Tatsächlich versuchen fast alle trockenen Fußes drüber zu kommen. Manchmal gelingt es nicht ganz. Ich versuche es erst garnicht und stelle mich gerne direkt in das Wasser.
Was für eine schöne Abkühlung.
Keine Stange und kein Wegweiser ist vor Björn sicher. Überall klebt er die Trampelpfadlauf.de Sticker. Ein Glück das er kein Hund ist …
Endlich Pause und kalte Getränke. Cola-Mix, Wasser, Apfelschorle und einige Bier finden den Weg in unsere Rachen. In der Sonne lässt es sich aushalten.
Zunächst ein Stück wieder hoch zum Walmendinger Horn geht es dann in den Schluß-Downhill. Ich renne vor und bin mir aber nicht sicher ob es der richtige Weg ist. Ein größeres Schneefeld liegt mitten im Weg und es sind keine Spuren zu erkennen.
Aber wir müssen da drüber und eigentlich ist alles auch nur halb so wild. Ohne Grödel, ohne rutschen kommen alle sicher über den Schnee.
Auf einem spaßigen Trail geht es hinab ins Tal. Hier kann jeder Tempo machen und den Grip der Schuhe oder die Schmerzgrenze des Knies testen.
Ab und zu müssen kleine Rinnen gequert werden. Die „Einsteiger“ haben Spaß und Vertrauen gefunden und springen sogar über die Einschnitte. Ich verstecke mich unten. Jeder wird gnadenlos fotografiert.
Die Hitze ist erbarmungslos und jeder Bach wird genutzt um sich zu erfrischen. Am liebsten würde ich mich hineinlegen.
Entlang von und durch Bäche laufen wir ins Tal. Wir sehen tosende Wasserfälle des Schwarzwasserbaches und freuen uns nun schon auf das Bier welches gekühlt in der Hütte wartet.
Vielleicht erklären mir Tamara und Björn irgendwann warum sie unbedingt bei der Wärme kurz vor Schluß unbedingt nochmal im BikePark sprinten müssen.
Ich habe fertig.
Die Tour ist vorüber und alle sind heil geblieben. Bei Bier und Kuchen verbringen wir den Nachmittag bevor uns Martin zum Abendessen mit Nudelsalat und diversen Grillzeugs verköstigt.
Das Wetter hat umgeschlagen. Es regnet Bindfäden. Gerannt wird trotzdem. Völlig durchnässt erreichen wir die Kanzelwand-Bahn und fahren hoch.
Wir laufen hinüber zum Fellhorn und tatsächlich: Der Regen lässt nach!
Auf dem Grat zwischen Fellhorn und Schlappoltkopf können wir bis ins Tal schauen. Das Wetter bessert sich und nur vereinzelt fällt noch ein Tropfen aus den dunklen Wolken.
Etwas unkonzentriert lege ich mich beim Vor-rennen hin. Sieht zum Glück niemand.
Kurz vor dem Schlappoltkopf fängt es wieder an stärker zu regnen und der Downhill verlangt Konzentration. Warum hier Absätze mit Holzplanken gebaut wurden ist mir ein Rätsel. Wie Treppen. Sehr unangenehm zu laufen. Ein Hoch auf meine langen Beine. So kann ich mehrere Stufen auf einmal rennen.
Unten queren wir, inzwischen auf der deutschen Seite, zur Fellhorn-Bahn-Mittelstation und lassen es uns wieder mit Kuchen und Getränken gut gehen. Ich wärme mich mit Glühwein auf.
Es hilft!
Weiter auf dem Weg zur Kanzelwand kommt die Sonne zwischen den Wolken hervor und schlagartig wird es warm. Wir ziehen die Regenjacken aus.
Die Sonnenstrahlen heizen uns ein. Ich koche über. Der Glühwein heizt von innen, die Sonne von aussen.
Vorbei an der Bergstation geht es ein Stück bergab um über ein Schneefeld einen extrem steilen und schlammigen Anstieg zu erreichen.
Dirk und ich kämpfen am Ende um jeden Meter. Oben am Kreuz der Kuhgehrenspitze möchte ich am liebsten sitzen bleiben …
… geht aber nicht! Gruppenbild machen. Hechelnd gelingt mir doch tatsächlich die Aufnahme. Um Zeit, und Luft, zu schinden weise ich alle an noch zu warten bis ich unten bin und in Position.
Durchatmen!
Weiter geht es ins Tal. Es regnet nicht mehr, aber die Wolken versprechen uns das es nicht trocken bleiben wird.
Der Trail schlängelt sich am Abhang entlang und ist wunderbar zu laufen. Immer mit Blick ins Kleinwalsertal hinunter. Riezerln, das Ziel, im Blick.
Oben im Gebirge noch steinig wechselt der Untergrund in den tieferen Lagen in Matsch und Schlamm. Die Regentage der letzten Wochen haben die Trails aufgeweicht. Entsprechend rutschig geht es zur Sache.
Ich bin mit meinen Asics Gel Fuji Runnegade 2 sicher unterwegs. Kein Rutschen oder gleiten. Perfekter Grip. Sogar bei steilen Off-Trail-Abschnitten quer über die Wiese.
Die Kontraste und Farben in den Wiesen ist gigantisch. Ein Meer aus gelb, grün und weiß. Butterblumen soweit das Auge reicht. Die dunklen Wälder und Wolken grenzen das Ganze ab.
Zum Abschluß zeigt uns Petrus nochmal den Stinkefinger und lässt einen deftigen Regenguss über uns nieder. Juckt aber keinen. Alle sind eh schon nass.
Zur Überraschung ist auf dem Sportplatz bei unserem Haus die Aufstellung des Bezirksmusikfestes und wir bekommen die volle Dröhnung volkstümlicher Musik.
Martin zaubert heute veganes Chili con Carne. Schmeckt wunderbar. Hackfleisch wäre aber auch gut gewesen.
Nach den Bildern des Tages, Obstler und diversen Bieren ist es 23 Uhr. Bettruhe? Nicht für alle. Der Vorschlag: Festzelt. Zu Sechst fahren wir ins Dorf.
—niemand hat Fotos gemacht! — hoffe ich mal.
Sonntag morgen. Die Nacht war kurz. Oder eher nicht vorhanden. Die Party im Zelt war lustig und lang.
Aufgrund der Parade und das dann das Kleinwalsertal komplett gesperrt ist entscheiden wir uns für den Abschlusslauf nach Oberstdorf zu fahren.
Netter Nebeneffekt für viele: Danach noch Whirpool und Sauna in der Oberstdorfer Therme.
Für mich ist es fast schon ein Heimspiel. Zu oft bin ich schon mit Flo hier gelaufen. Rubihorn, Faltenbachtobel, Seealpe, Nebelhorn …. Erst im April haben wir Bergläufe zur Vorbereitung für Madeira bzw. La Palma trainiert.
Hinauf laufen wir entlang des Faltenbachtobel um dann die Straße zur Seealpe zu nutzen. Jeder kann sein Tempo, was denn noch geht, rennen.
Ein Stück geht es noch weiter auf dem Trail Richtung Rubihorn. Dann aber reicht es und wir drehen um und rennen den Schotterweg ins Tal.
Schon am Vorabend hatte ich Björn von einem Trail erzählt den er nicht kannte. Auch auf dem Hinweg glaubte er mir nicht das es dort einen Pfad gibt da der Einstieg nicht eindeutig zu sehen ist.
Doch es gibt diesen Trail. Zum Abschluss nochmal ein technischer schmaler und steiler Pfad durch den Wald. Alle sind begeistert und Björn leuchten die Augen.
Ich freue mich nicht nur als Fotograf, sondern auch als Guide, eine gute Figur zu machen.
Oberstdorf hat uns wieder. Kurz überlege ich ein Eis zu essen. Die Sonne scheint, es ist warm und Eis kann man immer essen!
Doch bei unserer Verabschiedung begnüge ich mich mit 2 Liter Almdudler (welche mir mächtiges Sodbrennen verursachen … gepaart mit diversen Fressalien von Mc Donalds).
Es waren phantastische drei Tage in der Gruppe. Es hat riesigen Spaß gemacht und ich behaupte das es jedem so ging. Die Strecken waren hart, aber gut machbar. Es konnte niemand verhungern oder verdursten. Dem Wetter haben wir ein Schnippchen geschlagen und den Regen weggelaufen.
Fazit: Ich freue mich viele von euch mal wieder zu treffen und noch mehr freue ich mich auf die nächsten Trampelpfadlauf-Tage im Dahner Felsenland.
Meinungen & Diskussion
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Tolle Strecke. Fotostrecke meine ich. :-) Eine sehr gelungene Reportage.
Danke Sebastian. Hoffe in Zukunft dieses Format noch mehr auszubauen.
Wow – das liest sich nach einer Menge Spaß! Sehr cool und geniale Bilder!
LG Sabrina
Es war genial.für alle die noch nicht in den Bergen waren hoffentlich ein Anreiz.
Wow was für Bilder. Die geben die Tolle Stimmung, die du beschreibst, voll wieder.
Danke! Freue mich schon auf das Dahner Felsenland. Vergiss dann die Schippe nicht :-)
Robert, geniale Bilder – Glückwunsch!!
Hast nicht Lust, mich als Fotograf auf meinem Trainingslager kommende Woche zu begleiten. Will auch mal ein par schicke Fotos von mir ;-)
Danke Johannes.
Wo bist du denn unterwegs?
Und ja, ich bin buchbar.
Toller Bericht! Habe mich für 2017 angemeldet und freue mich jetzt noch ein bisschen mehr darauf ;-) allerdings ist der Respekt auch ein bisserl gewachsen…
Richtige Entscheidung! Dann werden wir uns wahrscheinlich trefen :-)
Respekt brauchst du nicht haben. Ist ja bewusst ein Einsteiger Camp.