
Julia ist die erfahrenste und bekannteste (Ultra)Trailrunner Deutschland. Und noch mehr: Sie ist meine Trainerin! Ihr Slogan „Bergeweise Bewegung“. Aus dem hohen Norden, die Berge lieben gelernt.
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Julia und ich kennen uns nun schon einige Jahre. Sie plant mein Training, unterstützt bei Fragen während der Wettkampfvorereitung und hat inzwischen ein echt dickes Fell was Ausreden meinerseits betrifft. Was ich nicht alles schon vorgebracht habe, wenn mal wieder Intervalle anstanden.
Während andere eher einen Jahresurlaub am Ballermann verbringen, rennt Julia am liebsten ganz weit. Ob von zu Hause nach Chamonix oder quer durch die Pyrenäen. 880 Kilometer quasi nonstop. Die körperliche Belastung spielt eine große Rolle, doch auf diesen Distanzen entscheidet auch, und meist sogar nur, die Motivation bzw. innere Einstellung.
Wenn du Interesse hast an einem Camp teilzunehmen oder dein Training mit Julia zu planen, dann schaue unter Trailschnittchen.de
Julia ist auch auf Facebook.
Und, ohne Telefon ist sie nie unterwegs. (aber doch eher wegen der Sicherheit und weniger um des telefonierens)
Bei der Vorbereitung zum MIUT (Madeira Island Ultra Trail) 2015 durfte ich einen Tag mit ihr auf der Insel verbringen und Fotos für das TrailMagazin machen. Der erste Pro vor der Kamera.
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Das Interview zum nachlesen
- Robert
- So heute habe ich einen, ja fast schon, Ehrengast, eine Frau an meiner Seite, die mich wahrscheinlich inzwischen schon viel besser kennt, als so manch andere Frau. Allerdings aus Trainings-Sicht, denn neben mir sitzt die Julia. Hallo Julia.
- Julia
- Hallo Robert.
- Robert
- Julia, Julia Böttcher, eigentlich wahrscheinlich eher mehr bekannt als das Trailschnittchen und ja Julia, für die die dich noch nicht kennen, wer bist du und was machst du denn?
- Julia
- Ja, ich bin die Julia. Ich bin, ja schwierig zu sagen, Trailschnittchen. Es gibt, ja, zwei verschiedene Varianten, sagen wir mal so. Entweder ich bin die Ultra-Trail Läuferin, die seit zehn Jahren hier durch Berge läuft. In den Alpen und weltweit, als Halb-Profi oder wie auch immer oder ich bin die Diplom-Sportwissenschaftlerin die viele andere dazu bringt, auch im Gelände zu laufen, Trailrunning zu machen, sich sportlich zu betätigen, die ich trainiere, betreue und so weiter.
- Robert
- Also ich bin ja oder war ja vorher eher Straßenläufer, also zumindest eine ganz kurze Zeit, dann da hatte ich dann von einem Herrn aus Berlin das Training und irgendwann habe ich gesagt, nein macht keinen Spaß mehr und dann bin ich irgendwie auf dich gekommen und seitdem machen wir eigentlich zusammen das Training. Machst du nur Trailrunning, Ultra Trail oder hast du auch noch andere?
- Julia
- Andere Athleten?
- Robert
- Ja.
- Julia
- Hauptsächlich, weil das natürlich auch meine Nische ist und daher mich die meisten kennen, mache ich schon die Trailrunner von Kurzdistanz bis Langdistanz, aber ich habe auch einen Triathleten, Radfahrer oder die ganz klassische Hausfrau, die abnehmen möchte oder ihren ersten Marathon laufen möchte oder einfach nur so sich sportlich betätigen möchte.
- Robert
- Jetzt hast du ja, also der Inbegriff so einer deutschen Ultra-Trail-Runnerin, das bist du eigentlich das Gesicht. Neben Gitti vielleicht
- Julia
- Ja.
- Robert
- Oder mit Gitti zusammen besser gesagt. Du bist in Lüneburg geboren. Lüneburg ist jetzt nicht unbedingt bekannt für hohe Berge. Wie ist das entstanden?
- Julia
- Na das eine hat jetzt, sage ich mal, erst mal mit dem anderen nichts zu tun. Ich bin direkt nach der Schule eigentlich aus dem Norden weggegangen. Ich war jetzt nie der norddeutsche Segler, Strand-Typ und bin über Umwege, über Freiburg und so weiter, irgendwann in München gelandet und habe dann eigentlich erst, vor 16 Jahren, meine Liebe zu den Bergen gefunden und habe dann auch erst angefangen überhaupt in den Bergen mich fortzubewegen. So ist das entstanden.
- Robert
- Und mit was fing das an?
- Julia
- Ja, am Anfang war ich eigentlich nur mountainbikend in den Bergen unterwegs und habe Snowboarden gelernt, durch meinen damaligen Freund und Ski fahren und das Laufen habe ich auch ganz klassisch auf der Straße angefangen und da ich das Wandern aber langweilig fand, war ich jetzt nie so zu Fuß unterwegs und der Straßenlauf war dann irgendwie aber auch nicht meins und dann dachte ich irgendwie, vielleicht kann man in den Bergen laufen, dann ist das Wandern kurzweiliger und man hat mehrere Gipfel und so ist das eigentlich alles erst entstanden. Also es ist jetzt nicht das mir jemand gesagt hat: Das ist Trailrunning, das musst du versuchen. Sondern ich wusste gar nicht, dass es überhaupt sowas gibt.
- Robert
- Und wie bist du dann darauf aufmerksam geworden, dass es da sowas gibt? Also jetzt gerade, was war denn dann dein erster Wettkampf oder so?
- Julia
- Ich bin am Anfang die ganze Zeit nur alleine, hier in den Bergen herumgelaufen. Habe damals dann schon in Rosenheim gewohnt und habe, über die Uni, hat mich jemand mit Stefan Repke zusammen geführt sozusagen. Hat gesagt es gibt einen der ist genauso bescheuert wie. Der läuft in den Bergen rum. Mit dem habe ich mich da mal getroffen und dann sind wir eigentlich nur noch gemeinsam sechs Tage die Woche, sage ich mal, in den Bergen herumgelaufen und er meinte dann, ob ich den… Es gibt so Bergläufe und so weiter und mein erster Wettkampf war dann der Karwendel-Lauf. Ein klassischer Berglauf. Daraufhin bin ich dann gleich noch zum Zugspitzlauf gegangen und habe erst mal so Bergläufe und solche Sachen gemacht und dann hat er mich dann dazu überredet, dass wir beim Transalpine starten, das Jahr später und so bin ich überhaupt…
- Robert
- Du bist mit Stefan zusammen den Transalpine gerannt?
- Julia
- Ja, wir haben leider nicht gefinished zusammen. Ich schon er nicht.
- Robert
- Okay.
- Julia
- Aber ja, wir sind 2007 das erste Mal den Transalpine gelaufen.
- Robert
- Das wusste ich jetzt noch gar nicht. 2007 das ist ja auch jetzt 9 Jahre her.
- Julia
- 9 Jahre ja
- Robert
- So lange gibt es den schon? Wahnsinn. Hätte ich jetzt gar nicht gedacht. Und die Distanzen sind ja dann auch immer weiter geworden.
- Julia
- Ja.
- Robert
- Zugspitze hast du auch gewonnen 2009?
- Julia
- Das erste Mal, ja ich glaube neun oder zehn. Ich weiß gerade nicht mehr.
- Robert
- Und war das dann irgendwie wo du sagst höher, schneller, weiter. Ich brauche mehr. Ich muss immer, immer mehr.
- Julia
- Na ja, das hat sich auch. Ich habe nie darüber so wirklich nachgedacht, dass das jetzt irgendwie… Also erstens hat es bei mir nie einen sinnvollen Ablauf, sondern ich bin immer gleich viel mehr gelaufen und das zum Ultra, das kam einmal auch durch Stefan, aus Versehen. Er meinte wir müssen vor dem Transalpine noch mal was Langes machen. Komm mit nach Kroatien, da gibt es einen 80 Kilometer-Lauf. Ja, der hatte dann 115 Kilometer und da war ich dann irgendwie so angefixt. Also schlimmer als den Lauf, war es auch glaube ich nie wieder, weil es war echt… Ja, ich meine aber mit der Zeit gibt es ja auch immer mehr Läufe mit mehr Kilometern. Das gab es ja am Anfang auch nicht so in dem Maße. Dann war ich gleich… Dann habe ich mich beim UTMB noch angemeldet. Den habe ich leider nicht gefinished, aber da gab es das auch noch nicht mit den Punkten und so. Also es war, es hat sich irgendwie so ergeben.
- Robert
- UTMB da gab’s doch auch diese Geschichte, dass du zum Start hingelaufen bist von zuhause.
- Julia
- Ja, das war 2010 glaube ich sogar. Da bin ich… Da habe ich in Lenggries gewohnt und bin über die Alpen, via Alpina, ich fand immer dieses Transalpen nicht so toll, weil man ist ja nur ganz kurz in den Bergen, so und dann dachte ich mir, man kann die ja eigentlich viel besser queren und dann habe ich mich mit der via Alpina ein bisschen auseinandergesetzt und bin so an der entlang gehangelt eigentlich über Deutschland, Österreich in die Schweiz nach Chamonix gelaufen.
- Robert
- Um dann dort 160 Kilometer zu laufen
- Julia
- Wollte ich genau, stand auch an der Startlinie und das war leider das Jahr, wo sie nach 30 Kilometer abgebrochen haben, wegen dem Wetter und dem Erdrutsch und so weiter. genau.
- Robert
- Mit Stefan, da gibt es auch ein lustiges Video auf YouTube, Teneriffa… Also da bist du ja wirklich noch, nicht in den Anfängen, aber…
- Julia
- Doch, doch. Komplett eigentlich, ja.
- Robert
- Voll dabei eigentlich mit dem Stefan und er die ganze Zeit mit der Kamera. Also werde ich auf jeden Fall verlinken, weil das ist genial und eigentlich so das Highlight, kann man schon sagen.
- Julia
- Ja vor allen Dingen, weil man auch sieht, was wir auch… Wir hatten ja noch so eine riesen Video-Kamera dabei. Die haben wir immer abwechselnd getragen. Ja, aber das wirklich so der Anfang wo er meinte ja lass uns das ohne Wettkampf und so machen, wo ich auch dieses Blut geleckt habe eigene Projekte zu machen, weil das viel mehr Spaß macht, dass man sich was sucht, wo man eigentlich ohne Startnummer irgendwie coole Strecken abläuft. Ja.
- Robert
- Was war so, also ja doch schon, das coolste, eigene Projekt? Also jetzt mal nach Chamonix laufen. Also ich finde das schon mal richtig geil.
- Julia
- Ja.
- Robert
- Über Teneriffa zu laufen… Ja! Aber gibt es da noch irgendeins wovon ich vielleicht noch nichts weiß?
- Julia
- Ja, ich bin in der Türkei den Lykischen Fernwanderweg gelaufen.
- Robert
- Stimmt.
- Julia
- Diese 550. Was auch total… Also es ist zwar nicht so bergig aber traumhaft schön und was da sehr spannend war, war einfach das es kaum markiert war und man ständig den Weg suchen musste und die ganzen… also mit der Kultur der Türken habe ich mich vorher auch noch nicht so auseinandergesetzt und das war so ein wahnsinnig gastfreundschaftliches Land. Das hat richtig Spaß gemacht. Also das war ganz toll und was habe ich noch gemacht? 360 Grad Osttirol. Die habe ich damals aber mit der Anita zusammen gemacht. Das ist ein Projekt einmal um Osttirol herum. Auch wunderschön. Hat halt um einiges mehr Höhenmeter und was haben wir noch gemacht? Korsika, aber das ist schon die klassische GR20 Tour.
- Robert
- Ja, der Klassiker.
- Julia
- Genau, wollte ich gerade sagen. Genau.
- Robert
- Und jetzt in diesem Jahr, also wenn der Podcast rauskommt ist es schon 2017, aber wir reden jetzt von 2016. Ich bin jetzt gerade aktuell bei 65.000 Höhenmetern, für dieses Jahr. Ich will noch die 70.000 schaffen. Ich rede hier von einem Jahr. Du hast 66000 in anderthalb Wochen gemacht und zwar bei 860 Kilometern, 66.000 Höhenmeter, einmal quer oder längs, je nachdem wie man es sieht, über die Pyrenäen.
- Julia
- Ja.
- Robert
- Was… Also wie kommt man darauf 860 Kilometer quasi eigentlich am Stück durch die Berge zu laufen, mit irre vielen Höhenmetern?
- Julia
- Na ja also die Pyrenäen sind meine große Leidenschaft. Ich finde die unheimlich schön. Ich wollte die schon immer durchqueren, überqueren, wie auch immer. War zwar eigentlich immer mehr auf der spanischen Seite, aber jetzt hat sich das halt so ergeben, dass ein Veranstalter dieses Jahr oder 2016 das erste Mal als halben Wettkampf, nenne ich es mal, ausgeschrieben hat und da dachte ich mir okay das ist jetzt die Gelegenheit und wir sind dann vom Mittelmeer zum Atlantik gelaufen und ja war so eine halbe Geschichte zwischen Wettkampf und nicht Wettkampf. Ich hätte ihn glaube ich lieber ohne Wettkampf gemacht.
- Robert
- Okay.
- Julia
- Aber ja, es ist ein wahnsinniges Naturerlebnis und eine sehr große Herausforderung.
- Robert
- Da gab es ja dann bestimmt auch viele Tiefpunkte aber auch viele Höhen. Was waren da so, was dir jetzt noch in Erinnerung bleibt, wo du sagst: Ach scheiße, warum mache ich das eigentlich?
- Julia
- Also so viele Tiefpunkte hatte ich zum Glück gar nicht, weil mir ging‘s echt gut. Was natürlich immer eine Sache ist, ist erstmal Schlafmangel und dann das Wetter. Also wir hatten ein paar Perioden wo es wirklich richtig kalt war, Regen war und wo ich einmal nachts mich einfach nur noch verflucht habe, weil ich stundenlang in strömendem Regen, wo es schon halb graupelte, ohne Sicht, Nebel, versucht habe, diese eine Hütte irgendwie zu finden und wirklich ganz alleine war. Weil es war null Chance entweder stehen zu bleiben oder irgendjemanden um Hilfe zu bitten oder was auch immer. Also das war glaube ich einer der schlimmsten Zeitpunkte der ganzen… Aber davon zehrt man jetzt dann wieder. Also man holt da wieder viel Kraft raus, ja.
- Robert
- Und ist das dann wirklich die ganze Zeit markiert oder läufst du da mit einem GPS-Gerät?
- Julia
- Also von der Veranstaltung her ist das nicht markiert. Was markiert ist, das ist dieser Fernwanderweg GR 10 in Frankreich, der schon relativ gut markiert ist, aber nachts siehst du natürlich gar nichts oder bei schlechtem Wetter. Also du kannst Karte mitnehmen, aber ich hatte ein GPS-Gerät dabei und halt noch den Track auf der Uhr und alles Mögliche, also es so eine Kombination aus Allem.
- Robert
- Und wie lange hast du dann letztendlich gebraucht?
- Julia
- Ja es waren 304 Stunden, was heißt Zwölfeinhalb Tage ungefähr, ja.
- Robert
- Andere verbringen zehn oder zwölf Tage am Ballermann…
- Julia
- Genau.
- Robert
- … und du läufst halt einfach mal vom Mittelmeer zum Atlantik.
- Julia
- Das fand ich besser.
- Robert
- Und war es dann so, als du wieder jetzt hier zurück warst, wolltest du da noch laufen oder hast du erst mal eine Woche gesagt nein ich lege mich jetzt ins Bett schlafe, esse.
- Julia
- Ja das Phänomen, finde ich ja immer, dass man direkt danach eigentlich unbedingt weiterwill. Also das hatte ich jetzt schon ganz oft, weil gerade nach so einer langen Zeit ist man gewohnt jeden Tag draußen zu sein und man hat so die Jahreszeiten, äh die Tageszeiten und Klima und keine Ahnung. Also wir waren danach auch noch auf der spanischen Seite der Pyrenäen und waren da nochmal drei Tage wandern direkt und danach hatte ich noch extrem viel Lust aber man merkt das der Körper eigentlich dann jetzt dann auch eine Pause braucht und danach gab es eine Phase, zwei Wochen später, drei Wochen später, wo du wirklich nur noch schläfst und isst und keine Ahnung. Wo du eher so zusammenbrichst.
- Robert
- Schlafkoma
- Julia
- Ja, genau.
- Robert
- Aber wie hast du dich darauf vorbereitet? Also über 800 Kilometer kann man ja jetzt nicht im Training laufen. Beim Marathon da sagt man ja so, okay man macht mal so 30, 35 Kilometer und dann die restlichen fünf, die schafft man schon noch. Bei 800 kann man ja nicht sagen okay ich laufe mal 600 Kilometer und die restlichen 200 schaffe ich dann auch noch. Ist ja einmal physisch, aber halt auch für den Kopf… Also, wie machst du deinem Kopf klar, jetzt bin ich zwölf Tage nonstop eigentlich fast auf den Beinen.
- Julia
- Ja okay die ganze Strecke darfst du dir eh nicht vorstellen. Also das ist dann wirklich Schritt für Schritt und von Checkpoint zu Checkpoint. Wir waren viel vorher, haben Hüttentouren gemacht. Mehrere Tage hintereinander und vor allen Dingen mit dem Rucksack laufen, an das Gepäck gewöhnen. Also das finde ich eigentlich viel schwieriger und mit dem Kopf habe ich eigentlich fast, meistens keine Probleme. Also da bin ich relativ dickköpfig vielleicht ausgestattet. Keine Ahnung, aber… Und viel Wandern und alles, weil man geht ja dann doch mehr, als man läuft. Von daher ist das so eine Kombination, das man auf jeden Fall mehrere Tage am Stück mal unterwegs ist im Vorfeld.
- Robert
- Also so quasi Hüttentouren.
- Julia
- Ja, genau oder von hier aus halt, aber einfach auch das ganze Equipment kennt und so weiter.
- Robert
- Weiß wo was ist und ob es wirklich hält dann die ganze Zeit.
- Julia
- Genau.
- Robert
- Okay. Du machst jetzt auch für andere Trainingspläne, das weiß ich. Wir fangen jetzt auch wieder am 1.1. an.
- Julia
- Ach ja?
- Robert
- Ja, muss ich dir dann noch ein paar Sachen erzählen, damit ich mich dann für Madeira auch entsprechend fit fühle. Das klappte ja bis jetzt immer sehr gut. Wie gehst du denn daran, wenn du jetzt einen neuen Zögling hast. Ich habe dir letztes Jahr auch den Florian Schupp, Episode Eins, empfohlen. Habe gesagt, gehe zur Julia, weil ja und jetzt fahren wir beide zusammen nach Madeira eine Woche. Laufen den gleichen Lauf, also das wird dann spannend. Er ist natürlich ein ganzes Stück schneller, aber wenn du jetzt jemanden neuen im Training hast, sagen wir mal Ultra-Distanz, was machst du dann mit dem oder wie kriegst du raus, was der braucht. Du machst es ja doch individuell und nicht nach Plan X bekommt der.
- Julia
- Ja, nein das ist erst mal so ein Kennenlernen über Email, Telefon und dann habe ich immer einen relativ umfangreichen Fragebogen, den jeder ausfüllen muss, mit dem ich mich dann beschäftige und dann geht’s da auf dem basierend, eigentlich im Gespräch möglich… Also wenn’s am besten… Telefonisch oder, wenn man sich treffen kann, noch besser. Hatte ich jetzt gerade wieder jemanden. Dass man so ein bisschen was abtastet und da frage ich halt viele erstens biologische Geschichte ab, Körper-Geschichten, aber auch die Ziele. Wo es hingehen soll. Was er für eine Vorgeschichte hat. Wie er trainieren kann. Was er noch für andere Sportarten macht. Was wichtiger ist Familie oder Sport oder was auch immer und daraus erstelle ich eigentlich einen Trainingsplan und die meisten haben es so, dass sie jede Woche einen neuen Trainingsplan bekommen. So dass ich immer die Rückmeldung habe und das ich einen mitizehen kannund wenn es dann gar nicht passt, dann muss man es wieder ändern. Also es ist eigentlich immer ein stetiger Kommunikationsaustausch. So dass jeder irgendwie glücklich ist.
- Robert
- Und was machst du mit Leuten, die ständig Ausreden haben, warum sie denn gerade nicht laufen konnten.
- Julia
- Ganz ehrlich, also es ist ja eigentlich eher deren Problem. Also ich zwinge keinen zu trainieren oder mit mir zu trainieren und für mich ist dann irgendwie ein bisschen, für den, herausgeschmissenes Geld, wenn er dann sich einen Trainingsplan eigentlich leisten möchte, besser werden will und dann doch nicht trainiert. Also es trainiert niemand für mich, sondern für sich selber, von daher ist… Ich bin mit niemandem böse. Es ist halt schade für beide Seiten sage ich nur mal so. Aber es gibt die interessantesten Ausreden manchmal.
- Robert
- Die meisten wahrscheinlich von mir.
- Julia
- Ja, geht.
- Robert
- Vor allen Dingen, wenn es so Richtung Intervall Training geht.
- Julia
- Ja okay. Da hat fast jeder Ausreden.
- Robert
- An dem Tag habe ich komischerweise immer Überstunden.
- Julia
- Ja, ja ne klar.
- Robert
- Und was hälst du so von Trainingsplänen die jetzt so, also jetzt Laufzeitschriften, die sind ja voll mit Trainingsplänen. Also ich persönlich sage mir, ich kann da nicht viel abgewinnen von, weil da steht dann lockerer Tempo oder lockerer Lauf in einer fünf dreißiger Pace, wo ich sage, das ist Wettkampftempo bei mir.
- Julia
- Ja.
- Robert
- Was hältst du davon?
- Julia
- Ja, also erstens gibt es im Trailbereich jetzt noch nicht ganz so viele Pläne, aber es ist jetzt nicht so, wie man es im Marathonbereich kennt, wo jeder weiß okay, wenn ich einen vier-Stunden-Marathon laufen will, muss ich das und das machen, weil jeder Lauf, den wir zum Glück machen anders ist. Jedes Gelände ist anders, jede Bedingung… Die Bedingungen sind anders, wie viel Höhenmeter, welches Gelände? Und von daher muss eigentlich… sollte der Plan eher auf diesen Lauf dann auch abgestimmt werden und dann nochmal auf den Athleten. Ja, mit Geschwindigkeiten tust du ja im Berg sowieso schwer und im Gelände und dann kommt natürlich noch dazu, was du für eine Pace, als Grundgerüst und als eine Idee, wie man sein Training ändern kann, haben die bestimmt auch ihre Berechtigung, die ganz normalen Pläne.
- Robert
- Was ist dein persönlich liebstes Training?
- Julia
- Lange Läufe in den Bergen.
- Robert
- Viele Höhenmeter und lang.
- Julia
- Genau.
- Robert
- Und was nimmst du dann zu den Trainingseinheiten mit? Also ich für mich habe jetzt beschlossen, so alles unter anderthalb Stunden nehme ich nichts mit. Also weder zu trinken, noch irgendwas zu essen. Manchmal sehe ich Walker oder Nordic Walker die eine ganze Batterie an isotonischen oder an Energiesachen haben, wo ich mir denke, das verbrennst du doch gar nicht, was du da zu dir nimmst.
- Julia
- Nein das brauchst du auch nicht. Nein, also Essen oder Trinken… Also trinken habe ich schon immer dabei. Essen jetzt meistens nicht, weil es bei mir dann doch meistens länger dauert als geplant, aber sonst die klassische Notfallequipment-Geschichten. Also verhungert ist jetzt noch keiner so schnell. Ja, aber das ist von der Industrie gemacht, sage ich mal, dass jeder seine tausend Gels und Riegel dabeihat.
- Robert
- Was hast du denn für 2017 geplant? Also 2016 war ja schon ein richtig gutes Jahr mit der Pyrenäen Überquerung. Gibt es da jetzt eine Steigerung noch, also? Einmal um die Welt und zurück, oder?
- Julia
- Ja das kann ich mir noch nicht leisten. Würde ich gerne, außerdem gibt es nicht überall Berge, aber ja, als Steigerung: Ich möchte den GTA Laufen. Den Grand Traverse di Alpi. Startet in der Schweiz, geht runter bis nach Monaco. Gott, das sind dann jetzt tausend Kilometer. Ist aber kein Rennen, sondern das ist wieder so eine eigene Geschichte. Das wäre so das größte Projekt.
- Robert
- Cool und an welchen Wettkämpfen wird man dich sehen oder bei welchen Wettkämpfen?
- Julia
- Ja, da tue ich mich noch ein bisschen schwer. Ich habe mich jetzt… Im Februar laufe ich den La Grande Casa Bianca. Das ist mein erster Ultra im Schnee und in der Kälte, was eigentlich überhaupt nicht mein Ding ist, aber ich glaube genau deswegen möchte ich das glaube ich machen. Mal was Anderes. In Italien im Adamello Gebirge. Danach tue ich mich ein bisschen, ja wie gesagt, habe ich noch nicht so den… Also Wettkämpfe müssen mich ansprechen, reizen und irgendwie was Anderes Mal sein und brauche jetzt keine klassische Serie, von daher habe ich da jetzt noch nicht so wirklich was geplant, außer den Euforia. Das ist ein neues Rennen in Andorra zur Ronda del Cims und zwar wieder als Teamlauf mit GPS, nicht markiert und das ist eher so die Tendenz wo es mich momentan hinzieht.
- Robert
- Okay. Cool, dann, weil es nämlich auch ein bisschen frisch heute hier, weil wir heute mal draußen sind wieder, nachdem ich die letzten zwei Interviews drinnen gemacht hatte, kommen jetzt noch meine Lieblingsfragen zum Schluss, die alle bekommen. Kurze Frage, du darfst Antworten wie du möchtest. Berge oder Meer? Dein Favorit und warum?
- Julia
- Ja, das liegt wohl auf der Hand, die Berge, obwohl ich das Meer auch sehr schön finde. Die Berge sind für mich ein Kraftplatz und es ist extrem berauschend und Freiheit pur, wenn man oben auf dem Berg steht, runter schaut. Sie sind immer anders. Ich kann das 20000ste Mal auf die Kampenwand laufen und es ist irgendwie immer ein neues, anderes Erlebnis.
- Robert
- Wie würdest du deine Zeit auf einer einsamen Hütte am Berg verbringen, wenn du drei Monate dort wärst?
- Julia
- Das wäre ein perfekter Ort um Touren zu starten. Ich glaube ich würde tatsächlich lernen mit Ziegen und Kühen zu melken und wirklich Käse zu machen.
- Robert
- Käse machen.
- Julia
- Genau, melken und eine halbe Sennerin werden, wahrscheinlich. Genau und meine Künste des Kaiserschmarrns verbessern.
- Robert
- Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?
- Julia
- Sonnenaufgang, weil das ist ein Neubeginn, Start in den Tag. Ich bin eher der frühe Mensch, von daher der frühe Vogel fängt den Wurm, oder wie es so schön heißt. Es bleibt warm. Es bleibt hell. Das ist eher meine Zeit.
- Robert
- Wenn du in den Bergen unterwegs bist, welches Gadget, also was darf nie fehlen? Was hast du immer mit? Also bei mir ist es zum Beispiel die Kamera.
- Julia
- Ich habe immer das Telefon dabei, falls irgendwas dabei und außerdem ist das Telefon gleichzeitig die Kamera.
- Robert
- Welche so Top drei, habe ich jetzt mal, Blogs oder Ressourcen hast du für mehr Berge? Also was liest du gerne oder… Also es können Bücher sein oder Blogs…
- Julia
- Also ich, ja, bin ja nicht so der Internetleser / Blogmensch. Magazine kaufe ich aber auch nicht.
- Robert
- Okay, welche Bücher hast du zuhause stehen?
- Julia
- Das ist immer so eine Mischung aus Fachliteratur, weil ich mich beim Training viel Beschäftige und ganz klassischen Frauenromanen, um mich abzulenken.
- Robert
- Okay. Was empfiehlst du gegen Bergweh? Also stell dir vor du würdest jetzt wieder für ein halbes Jahr nach Lüneburg und du vermisst die Berge. Was würdest du dagegen machen?
- Julia
- Da würde ich tatsächlich eher Blogs lesen, glaube ich und Magazine wiederkaufen, um wenigstens da wieder näher zu kommen oder einen schönen Film mit bergen anschauen oder Fotos. Ja oder einen Kurztrip buchen.
- Robert
- Okay. Wen würdest du gerne mal hier im Podcast hören?
- Julia
- Oh.
- Robert
- Es muss irgendwas mit Bergen zu tun haben.
- Julia
- Mal jemanden ganz anderes. Ich habe jetzt noch nicht mal einen Namen, aber jemanden aus einem anderen Sportbereich. Einen Kletterer oder Bergsteiger, fände ich jetzt interessanter. Vielleicht auch einfach Leute, die man jetzt nicht ganz so aus der Öffentlichkeit kennt, sondern es gibt so viele coole Menschen, die keinen großen Hehl daraus machen und machen saugeile Projekte. Das ist jetzt deine Aufgabe.
- Robert
- Dann gucke ich mal. Das ist das schöne, weil diese Antwort kommt des Öfteren, also vielleicht nicht immer vor dem Mikro, aber auch dahinter und das ist ja eigentlich genau das, weil die, die eh in der Öffentlichkeit stehen, von denen liest man ja die ganze Zeit, sei es jetzt von Red Bull gesponsert oder was auch immer.
- Julia
- Ja okay, das ist…
- Robert
- Aber die, die dahinter sind, also im Schatten quasi, das ist eigentlich die cooleren Sachen, also…
- Julia
- Ja vor allen Dingen, ja eben, nicht das für die Kamera machen, sondern für sich machen. Ja die haben manchmal coole Geschichten
- Robert
- Genau. Wunderbar, wenn jetzt jemand sagt okay Julia soll meine Trainerin werden. Ich will mehr über Julia lesen. Wie können die Leute dich erreichen oder wo sehen sie was von dir?
- Julia
- Am besten über die Homepage: www.trailschnittchen.de. Das war jetzt die Werbung. Da steht alles drin. Da stehen Lauftermine, Camps, Trainingspläne, meine Email, alles Mögliche. Bei Facebook findet man mich auch, aber mir ist es immer lieber über die Homepage.
- Robert
- Wunderbar. Dann vielen Dank Julia.
- Julia
- Danke Robert.
- Robert
- Wir beginnen am 1. Januar dann wieder richtig und jetzt auf dem Rückweg zum Auto werde ich noch ein paar Sachen erzählen, dass du Bescheid weißt, was dich erwartet und ja. Vielen Dank und Ciao.
- Julia
- Danke Ciao.
Meinungen & Diskussion
Ich freue mich auf rege Diskussionen und vor allem deine Meinung.
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