Probiere öfter mal was Neues. Dieses Mal in Obergurgl im Ötztal: Hochtouren und Gletscherbegehung. Der Spoileralarm: Ich bin nicht komplett in eine Spalte gefallen.
Daran erinnern konnte ich mich nicht, jedoch erzählte mir meine Mutter, dass wir vor Ewigkeiten schon mal im Ötztal waren. Grund genug der Einladung von Ronald und seinem Team vom Hotel Alpenaussicht in Obergurgl zu folgen.
Doch nicht einfach um die Beine hochzulegen, sondern für richtig Action: Hochtouren SafetyCamp. Gletscherspaltenbergung, Steigeisenübungen, Seilschaften und Gipfelsiege. Und nicht nur für mich, sondern es gab ein kleines Blogger-Treffen. Ausserdem noch viele weitere nette Teilnehmer. Wenn du Interesse daran hast, dann schau hier.
(P.S.: Werbung wegen Nennung blablabla. Wir Blogger wurden eingeladen, jedoch ist der Artikel ist freiwillig.)
Das mulmige Gefühl in mir wuchs und erreichte spätestens mit dem Zeitplan einen neuen Höchststand. Doch ich wollte es auf mich zukommen lassen. Abbrechen kann ich immer.
Also ging es Donnerstags zusammen mit Erika, alias Ulligunde (hier zum Interview), ins Ötztal. Am Abend das Briefing und Freitag früh mit der ersten Gondel sollte es starten.
Das Frühstück war üppig und die Sachen gepackt. Unser Gastgeber Ronald teilte uns der Erfahrungen nach in Gruppen ein und verteilte Gurte und Steigeisen. Unser Bergführer war Sebi.
Kurz drauf ging es los zur Seilbahn. Hinauf zur „Hohen Mut“, um dann von dir in unseren Gruppen zu den jeweiligen Gletschern bzw. Übungsgebieten aufzubrechen.
Im schönsten Morgen-Sonnen-Licht wanderten wir gemütlich über den Sattel, um dann hinunter zur Moräne zu steigen.
Am Gletscherrand angekommen erklärte uns Sebi wissenswertes zu Gletschern. Entstehung, Abschmelze und natürlich Gefahren bzw. Risiken. Eine Gletscherwuerung ist kein Kindergarten und es benötigt defintiv Erfahrung. Sonst kann es schnell gefährich werden. Mein mulmiges Gefühl wandelte sich in ein flaues Bauchgrummeln. Am Rande des Gletscher fühlte ich mich noch sicher, aber wie würde es AUF dem Gletscher sein?
In der Ferne konnten wir zwei andere Gruppen sehen, die Seilrettungen übten und vieles mehr. In unserer Einsteigergruppe lernten wir Steigeisengehen, versuchten uns an Knoten und wie eine Seilschaft aufgebaut sein sollte. Für mich komplettes Neuland. Der absolute Einsteiger in der Einsteigergruppe. Während des Laufens braucht es so etwas nicht und auf der Passage auf dem Pitztaler Gletscher reichen Grödel.
Alle angebunden zu einer großen Seilschaft ging es jetzt über den Gletscher zum Gletscherbruch, wo die andere Gruppe bereits verschiedenste Übungen machte. Leider hatten wir nicht alle Steigeisen und so rutschte ich immer wieder weg und auch einige Passagen waren einfach nur rutschig. Und ich einfach ungeübt. Als ich dann mein rechtes Knie prellte war es mit meiner Laune dahin und ich schlotterte nur noch. Eigentlich nur aus Gruppenzwang ging ich noch weiter. Aber es ging nichts mehr und die folgenden zwei Stunden verharrte ich auf einer stelle, während die Anderen um mich herum kletterten, sprangen usw.
Das ich mir nicht in die Hosen gepinkelt habe ist auch das Einzige. Besser wurde es auch nicht beim Gefühl da jetzt wieder runter zu müssen. Aber ich musste. Am Seil. Sebi sicherte mich.
Folgender Dialog beschreibt alles:
Ich: „Scheiße!“
Sebi: „Denk positiv!“
Ich: „Schöne Scheiße!!!“
Irgendwie schaffte ich es auf das etwas einfachere Stück und weiter ging es in der Seilschaft Richtung Tal entlang der Spuren der anderen Gruppe. Ich rutschte immer wieder aus und sah mich schon die ganze Gruppe ins Tal mitreißen. Doch es ging gut. Das steile Stück war geschafft und bis zum Gletscherrand nicht mehr weit.
Plooooppp. Shit. Mein linkes Bein bis zur Hüfte in einer Spalte. Natürlich. Gestern noch gescherzt wer wohl reinfliegt … Der Schwerste, na klar. Aber nichts passiert und spätestens mit dem Bauch wäre ich steckengeblieben …
Hinter mir hörte ich es nur: „Da geht es aber ganz schön tief runter!“ … Nein, das wollte ich nicht hören. Ich wollte ins Tal! Mit Untergrund den ich beherrsche.
Der Abend endete mit einem Vortrag der Wetter Koryphäe „Karl Gabl“ und einigen Schnäpsen. Der Tag wollte gut verdaut werden. Die Entscheidung stand jedoch bereits fest: Während die anderen am Samstag verschiedenste Gipfel erklimmen, werde ich eine feine Trailrunning-Runde drehen.
Ein Traum-Samstag
Das Wetter hätte nicht besser passen können und zeitgleich mit den Gipfelstürmern verliess ich das Hotel: Jedoch in eine andere Richtung.
Auf der gegenüberliegenden Talseite schlängelte sich ein kleiner Trail 700 Höhenmeter hinauf zu einem kleinen See mit Blick auf die Gletscher und Gipfel auf denen die Gruppen heute unterwegs waren. Ein bisschen Wehmut kam auf, beim Anblick des Gipfel der Tour der Einsteifergruppe verschwand es aber sofort.
Entlang des Panoramatrails hoch über dem Ötztal konnte ich so viele Murmeltere wie noch nie sehen. Zusammen mit Vögeln, Insekten, Kühe, Schafen und Ziegen war es wie ein Alpinzoo.
Schnell kam ich voran und so fiel die Entscheidung noch zum Ramolhaus hinauf zu laufen. Auf 3.006m.
Der Trail führte immer höher hoch über dem Talgrund. Der Gurglerferner und viele Gipfel in nah und fern boten ein echtes Berggemälde. Von weitem war das Ramolhaus zu sehen. Doch es rückte nur langsam näher. Die Luft war dünn und es dauerte seine Zeit bis ich mich daran gewöhnte.
Schliesslich schaffte ich es und konnte feststellen, das erste Mal auf über 3.000m aus eigener Kraft. Ohne Lift. Nur Beine. Etwas fertig zog ich warme Sachen an und schaute einfach in die Landschaft während Bier, Cola und Nudelsuppe den Weg in meinen Magen fanden.
Ein traumhafter Blick. Hier hätte ich ewig bleiben können.
Doch irgendwann ist auch das schönste Panorama vorbei. Um rechtzeitig zum Essen zurück zu sein, lief ich wieder zurück ins Tal und war hocherfreut noch eine liebe Bekannte zu treffen die zufällig auch übers Wochenende im Tal war.
Über 20 Kilometer und 1.500 Höhenmeter. Eine nette Tour.
Tja
Die Region ist wunderschön. Egal ob für Wanderer, Kletterer, Trailrunner, … Das Hochtouren-Camp ist super. Für mich jedoch noch eine Stufe zu hoch. Mit Sturzangst in unklaren Situationen und falscher Ausrüstung würde ich wohl eher abraten. Da lohnt es sich, dies in einer ganz kleinen Gruppe oder Individuell durchzuführen (wird auch vom Hotel angeboten!).
Es war ein sensationelles Erlebnis und der zweite Tag war fordernd und traumhaft. Der erste Tag bleibt mir als Schritt auf ein nächstes Level im Kopf. Ob ich das nächste Level jedoch wirklich möchte ist noch nicht entschieden.
Es hat ich auch gefreut die Kollegen von den anderen Blogs zu treffen und ihren Geschichten zu lauschen. Grüße a Erika (Ulligunde), Denis (Abenteuersüchtig), Thomas (Mehr-Berge) und Gregor (Jäger-der-Berge | Interview mit Gregor) und YouAre anAdventureStory.
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