Mit Carsten, eigentlich Sauerkraut genannt, spreche ich sehr lange über seine Erlebnisse auf dem Appalachian Trail und Pacific Crest Trail, warum die Pfalz cool ist und warum du nicht unbedingt deine Zahnbürste absägen musst um Gewicht zu sparen.
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Carsten Jost ist einer der Gründer des OBN (Outdoor Blogger Network) und ich lernte ihn bei unserem ersten Zusammentreffen auf der Outdoor Friedrichshafen kenn. Dort gab er mir schon mal einen Einblick in die Arbeit des OBN. Doch ich wollte mehr wissen. Und so haben wir uns bei frischen 5 Grad auf einer Wiese getroffen und unterhalten.
Unsere Themen
- Sprachcamp Allgäu
- Warum die Pfalz cool ist
- Seine Erlebnisse auf dem Appalachian Trail und Pacific Crest Trail
- Seine Kurse zum Thema „Ultraleicht“-wandern
- Warum Deutschland schön ist.
Die Links aus der Episode
Carstens Blog Fastpacking
Ultraleicht-Kurse
„Offiziell zelten und kacken im Pfälzer Wald“
Der Blog des „Spaniers“
Ultraleicht-Trekking Forum
Sprachcamp Allgäu
Das Buch Essen. Laufen. Schlafen. von Christina Thürmer
Impressionen von den Wanderungen
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Das Interview zum Nachlesen
- Robert
- Heute bei gefühlten 15 Grad. Also es sind weniger. Ich bin aber angezogen gewesen, wie 15 Grad, genau. Wir sitzen hier auf einer Wiese, hoffen das der Trecker mit dem Mistwagen, also mit dem, wie nennt… Gülle. Mit der Gülle nicht jetzt so schnell vorbei kommt, dass wir es vorher noch schaffen.
- Carsten
- Genau.
- Robert
- Wir sitzen hier auf der Wiese, bei Rettenberg, oder besser gesagt Freidorf.
- Carsten
- Ja, streng genommen Untermaiselstein.
- Robert
- Untermaiselstein, mit Blick zum Grünten und neben mir ist jemand, den kennt ihr vielleicht schon mal so ein bisschen, weil der war nämlich auch schon mal in einer ganz kurzen Folge, nämlich auf der Outdoor Friedrichshafen bei mir. Hallo Carsten.
- Carsten
- Hallo Robert.
- Robert
- Ja, wir hatten schon mal ein Interview, vor einem Zelt, in einer Halle, nämlich in Friedrichshafen gemacht, wo du ein bisschen was über das Outdoorblogger Network, also das OBN, erzählt hast und da bin ich eigentlich erst so ein bisschen richtig auf dich aufmerksam geworden und habe damit mit tiefem Erstaunen, mit tiefem Respekt, festgestellt, gesehen, gelesen, dass du ja schon den Appalachian Trail und den Pacific Crest Trail gewandert bist und das ist ja jetzt mal nicht ohne und deswegen habe ich gesagt, wir hören uns definitiv wieder. Heute ist es jetzt November, Ende November. Ich weiß jetzt nicht, wann die Folge rauskommt. Wahrscheinlich Mitte Dezember. Ist es dann soweit. Ich habe dich dabei und kann dich ausfragen. Bevor wir damit aber anfangen, erst mal kurz, was machst du denn, wenn du nicht gerade mit mir hier auf einer Wiese sitzt?
- Carsten
- Ja, ich mache so dies und das, also mein Hauptgeschäft ist, dass ich meiner Frau in ihrer Firma helfe. Meine Frau hat eine Firma in der wir Kindern zwischen elf und 16 in den Ferien Englisch beibringen und das in einem Outdoorsetting, oder das auf eine Erlebnispädagogische Art und Weise. Das heißt wir, wir nehmen als Klassenraum die freie Natur und veranstalten da ganz viele tolle Aktivitäten, wie zum Beispiel Felsklettern, Hochseilgarten, aber auch Wanderungen mal auf eine Hütte hoch und das wird alles auf Englisch gemacht und zwar ohne sich hinter einen Tisch zu setzen und wie in der Schule Sachen aufzuschreiben und was zu lernen, sondern alles immer während der Aktivität und wir versuchen das alles immer spannend zu machen. Also die Kinder sehen dann immer sofort, warum sie halt das Englisch brauchen. Also es ist ganz klar, wenn ich auf Englisch klettern gehe, muss ich halt auch wissen, wie diese ganzen Sachen auf Englisch heißen und wenn ich irgendwo eine Alpenvereinshütte hochwandere, muss sich halt auch irgendjemand mal auf Englisch mit einer Karte auseinandersetzen. Einer muss sich halt auf Englisch Gedanken machen, was man an Equipment so mitnimmt und das ist so das, womit wir als kleine Familie, ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, Sveja mit viereinhalb, der Jona mit drei, womit wir also unser Geld verdienen und zusätzlich habe ich natürlich schon so ein bisschen mein Hobby hergenommen, um anderen Leuten zu zeigen, wie man jetzt so Weitwandertouren laufen kann. Also ich biete… In der Pfalz biete ich Wochenendkurse an, wo ich ganz viel Testausrüstung mitbringe und einfach Leuten, die sich auf so Touren vorbereiten, die Möglichkeit gebe, einfach mal zu schauen, wie funktioniert es mit einer speziellen Ausrüstung, die optimiert ist, für solche Weitwanderungen. Weil da halt doch ein bisschen was anders läuft, als im normalen Trekkingbereich.
- Robert
- Wir kommen später dann noch zu dem Thema, aber warum machst du das in der Pfalz? Ist das, weil die Pfalz den größten, oder der Pfälzer Wald, der größte zusammenhängende Wald Deutschlands ist oder…?
- Carsten
- Also das wäre natürlich schön, wenn ich aus diesen Grund dorthin gekommen wäre. Nein die Pfalz ist wirklich sensationell und da kann man ganz, ganz tolle Sachen machen. Nein der Hauptgrund ist, das Wildzelten in Deutschland verboten ist und mein Ansatz war es bei den Kursen immer, sage ich mal, eine Atmosphäre zu schaffen, die so dem Leben auf dem Trail, so ein bisschen entspricht und das ist natürlich schlecht, wenn ich mit acht Leuten irgendwo wild zelte, zum Beispiel hier im Allgäu und dann irgendwie nachts um zwei der Förster dasteht und einen riesen Stress macht. Die Polizei, das Ordnungsamt kommt, oder der Bauer kommt und uns vom Feld jagt. Auf der anderen Seite ist immer so, von der Logistik, das Problem, wenn ich halt irgendwie morgens mein Geschäft verrichten muss, gehe ich halt mit dem Schäufelchen irgendwo in den Wald und das ist dann weg. Wenn ich dann aber irgendwie acht Leute dabeihabe, dann ist da einfach die Belastung…
- Robert
- Größerer Haufen.
- Carsten
- Ein größerer Haufen. Die Belastung für die Umwelt ist einfach größer und das ist dann schwer zu stemmen. Also Hauptpunkt, warum ich in die Pfalz bin war, dass das Wildzelten an sich illegal ist in Deutschland. Darf man nicht. Die Pfalz war jetzt so schlau, oder sage ich mal, die Tourismusregion südliche Weinstraße. Die haben gesagt, hey da scheint ein Bedarf zu sein. Es wollen anscheinend Leute im Wald zelten und die wollen das irgendwie auch ganz gerne legal machen oder wir wollen da sicherstellen, dass das Legal gemacht wird und die haben dann sogenannte Trekkingzeltplätze aus dem Boden gestampft. Da gibt es glaube ich jetzt acht oder neun oder vielleicht sogar zehn schon und das sind einfach Zeltplätze, die man bezahlen muss, wenn man da schlafen möchte. Das bucht man online und wenn man das online gebucht hat, dann bekommt man die GPS Koordinaten und genaue Wegbeschreibung, wie man dahin kommt, weil die nicht einfach zu finden sind.
- Robert
- Ah, cool. Gibt es da einen Link, oder eine Webseite, wo man das anmelden kann?
- Carsten
- Ja, das heißt… Musst du mal googeln: Trekking südliche Weinstraße, dann findest du das.
- Robert
- Okay.
- Carsten
- Nein und das ist wirklich so, also die Wegbeschreibung die kann dann zum Beispiel so sein: Du läufst den Wanderweg 25 runter, wenn du nach 500 Metern einen abgesägten Baum auf der rechten Seite siehst, gehe bitte da 50 Meter durchs Unterholz und dann wirst du an dem Platz rauskommen und genauso ist es.
- Robert
- Klingt ja wirklich nach Abenteuer.
- Carsten
- Ja oder du hast halt das GPS in der Hand und folgst den GPS Koordinaten und die Plätze sind dann halt einfach so ausgestattet, da sind sechs Plätze für Zelte. Kannst da sechs Zelte aufstellen. Es ist sogar eine Feuerstelle da. Du darfst, das ist total grandios, du darfst, wenn keine Waldbrandgefahr herrscht, dort auch Feuer machen. In einem deutschen Wald. Das ist total unglaublich.
- Robert
- Wahnsinn.
- Carsten
- Da würde dir normalerweise jeder Förster mal eine Kugel verpassen und es ist auch ein kleines Klohäuschen da und von daher ist das genauso die Logistik, die eigentlich ganz gut ist, wenn man halt in der Gruppe unterwegs ist um, sage ich mal, Wildnis mäßig zelten zu können, aber trotzdem noch ein bisschen Backup zu haben, gerade was Feuer und was WC angeht.
- Robert
- Und euer kleines Unternehmen hatte ich, ich wusste es vorher gar nicht, ich hatte es gesehen, als ich dann die Adresse bei Google Maps eingegeben habe. Ist ja schon cool, aber bietet ihr das nur für Klassen oder Jugendliche an oder gibt es das auch quasi so als Sprachurlaub für größere Outdoorleute?
- Carsten
- Nein für Erwachsene bieten wir nichts an. Wir bieten das letzten Endes für Einzelbucher, also für Kinder zwischen elf und 16, die halt zum Beispiel in den Schulferien kommen wollen. Also oder, wenn Eltern halt sagen, mein Kind kann zwar ganz gut Englisch, aber hat irgendwie den Zugang zu Sprachen noch nicht so richtig gefunden. Dann können die einfach ihr Kind in die Ferien schicken. Wir bieten das aber auch als Landschulheimwochen für Schulen an. Also wenn einfach eine Schule mal sagt, oh wir würden gerne mal was Anderes machen, als einfach nur in die Jugendherberge zu fahren und ein bisschen Programm irgendwie zu kreieren. Wir würden das gerne irgendwie anders machen und vielleicht auch noch einen Lerneffekt dabeihaben. Vielleicht, wenn es um Englisch geht, dann können die uns auch buchen und dann machen wir das auch außerhalb der Ferien.
- Robert
- Schade, weil mein Englisch ist beschissen, aber das wäre ja jetzt eine Motivation. Jetzt könnte ich mal mit meiner Mutter reden, ob sie mich mal von der Schule befreit quasi und…
- Carsten
- Aber ich hätte da was für dich.
- Robert
- Gut.
- Carsten
- Also ich kann dir sagen, wie mein Englisch so gut geworden ist, dass meine Frau letzten Endes auch erlaubt hat, dass ich in dieser Firma mitarbeiten darf.
- Robert
- Achso.
- Carsten
- Du müsstest nur, dir so fünf bis sechs Monate Zeit nehmen und in die Staaten fliegen und da einen dieser Trails laufen.
- Robert
- Womit wir schon beim nächsten Thema wären.
- Carsten
- Habe ich gut gemacht, gell?
- Robert
- Hammer Übergang, also das war der Beste ever. Vor kurzem habe ich auch das Buch von der Christine Thürmer, Spitzname ohne Hicker Name oder, nein wie nennt man das…
- Carsten
- Trail Name.
- Robert
- Trail Name: German Tourist.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- …gelesen. „Laufen. Essen. Schlafen.“ Absolut empfehlenswert. Das Buch, also bei mir hat es, ich glaube zwei Abende gereicht, dann war es durch. Also es liest sich wirklich, wirklich wie warme Semmeln quasi und du bist auch schon den Appalachian Trail und den Pacific Crest Trail. Jetzt muss man dazu sagen, also Pacific Crest Trail der geht von der mexikanischen Grenze bis zur kanadischen Grenze. Einmal quer hoch, durch die Staaten.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Die meiste Zeit, glaube ich, in Kalifornien.
- Carsten
- Meiste Zeit Kalifornien, dann kommt noch Oregon und Washington.
- Robert
- Ja und der war 4200?
- Carsten
- 4240 genau. Also da gibt es auch hin und wieder mal, das der Trail ein bisschen verlegt wird, weil vielleicht ein Waldbrand da war oder, weil sie irgendeinen Bereich mal schützen wollen, aber normalerweise so ja 4200.
- Robert
- Wie bist du denn zu diesen, also es ist ja schon eine riesige Distanz. Das Höchste was ich mal gelaufen bin, waren jetzt 100 Kilometer. Im Gegensatz zu 4.200 ist das schon, ja, eine kleine Differenz.
- Carsten
- Aber die 100 bist du am Stück gelaufen, oder?
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Siehst du. Ich bin die 4.240 nicht an einem Tag gelaufen.
- Robert
- Ach, na dann okay. Wie bist du denn zu diesem Weitwandern gekommen?
- Carsten
- Ja, ich kann mal ein bisschen ausholen. Ich bin letzten Endes mit sechs Jahren bei den Pfadfindern eingetreten und die Pfadfinder waren eigentlich so meine Tür so in dieses Outdoorleben oder in diese Trekkingwelt, weil wir da, also jedenfalls bei dem Pfadfinderstamm wo ich war, relativ früh schon Auslandsfahrten gemacht haben. Ich habe meine erste Auslandsfahrt mit zwölf nach Norwegen gemacht, wo wir dann mit Rucksack und Zelt und allem herumgelaufen sind. Mit beschissenster Ausrüstung ever und man hat bei den Pfadfindern viele, viele Auslandstrekkingtouren gemacht, hatte dann, als ich dann ins Berufs- oder ins Studien- und Berufsleben übergegangen bin, eine Zeitlang gar nichts mehr gemacht und habe dann 2003 das Trekking wiederaufgenommen und bin den Westcoasttrail auf Vancouver Island in Kanada gelaufen. 75 Kilometer, 5 Tage, Rucksack Startgewicht: 28 Kilo.
- Robert
- Okay.
- Carsten
- Und mit einer Unterhose für jeden Tag, mit zwei Ersatzhosen und solchen Geschichten und habe mich da ziemlich durchgequält mit ein paar Kumpels und obwohl das eine Plackerei war, vom ersten bis zum letzten Tag, ist doch eins hängen geblieben: dass die nordamerikanische Wildnis und in dem Fall Kanada, einfach was ziemlich Sensationelles ist, was wir einfach hier in Europa so nicht haben. Dass ich dann gesagt habe, auf kurz oder lang, möchte ich sowas einfach nochmal machen, nur länger und dann bin ich einfach ganz plump über ein Buch gestoßen, gestolpert. Das nennt sich „Frühstücken mit Bären“ von Bill Bryson und der Bill Bryson ist ein Schriftsteller. Der war zu dem Zeitpunkt, weiß nicht, paar und 50, leicht übergewichtig, Bart und Brille und, also nicht das ich jetzt irgendeinen diskriminieren wollte, aber… Jedenfalls habe ich dieses Buch gelesen und habe mir gedacht, na ja, wenn der das schafft einen Großteil von diesem Weg zu laufen, dann müsste ich das doch, als wilder Hund, mal locker hinkriegen und zu dem Zeitpunkt wo ich das Buch gelesen hatte, war ich irgendwie… Genau da war ich 28 und habe dann entschlossen, mit 29, den AT zu laufen und habe das dann auch gemacht und das war ein ziemlich sensationelles Ereignis für mich. In meinem Leben auch und ich habe da ganz viel gelernt bei und habe eigentlich während dem AT dann schon gewusst, dass ich sowas nochmal machen muss und wenn man auf so einem Weitwanderweg unterwegs ist, dann sind das immer Leute, die das alle cool finden, die um einen rum sind und dann unterhält man sich auch so, was könnte man denn als Nächstes machen oder was gibt es denn da noch und der Pacific Crest Trail ist halt einfach ein Trail der zumindest in den USA jedem irgendwie im Kopf hängt, der ein bisschen Spaß am Weitwandern hat.
- Robert
- Was ist der Unterschied zwischen dem AT und dem PCT?
- Carsten
- Der AT wird immer so ein bisschen der grüne Tunnel genannt. Der verläuft an der Ostküste, also auch im Landesinneren. Also jetzt nicht an der Küste direkt, aber im Oster der USA. Von Georgia nach Maine und verläuft wirklich hauptsächlich durch Waldgebiete und deswegen heißt er ein bisschen der grüne Tunnel. Es kann sein, dass man eine Woche aus dem Wald nicht rauskommt. Es kann auch sein, dass man in der Woche über vier Gipfel läuft und hat trotzdem keine Aussicht gehabt, weil die Gipfel dann halt immer noch bewaldet sind und wenn…
- Robert
- Kling ein bisschen nach deutschem Mittelgebirge
- Carsten
- Genau also, wenn du… Wahrscheinlich, wenn du den Pfälzer Wald wahrscheinlich einfach von der Größe mal fünf nehmen würdest oder so und würdest da eine Tour durchlegen, dann wäre das so ungefähr das, was du auf dem Appalachian Trail vielleicht hast und das ist, beim PCT ein bisschen anders. Der PCT ist mal länger mit 4.200km. Der AT ist nur dreieinhalb und du hast ganz unterschiedliche Klimazonen und auch von der Landschaft her ist es ganz unterschiedlich. Du fängst in Südkalifornien so Wüstenähnlich an. Dann gehst du in der Sierra Nevada, in Zentralkalifornien, so ins Hochgebirge. Mit verschneiten Pässen bis 4.000 Meter Höhe und kommst dann später so, ja ins Mittelgebirge nach Oregon und dann hinten raus, sage ich mal so… Wie nennen sie das? Tempered Rainforest. In Washington wird es dann halt wieder, auch wieder Waldiger aber auch wieder gebirgiger und das Wetter wieder ein bisschen harscher auch. Vielleicht so eher so wie bewaldete Teile von Norwegen oder so und da hast du einfach mehr und der Trail ist halt ziemlich offen also. Während man halt beim AT sagt, dass das ein Tunnel ist. Ein grüner Tunnel der Trail, sagt man halt vom PCT der ist „Everyday is a postcard.“. Also jeder Tag ist wie eine Postkarte und das kann man schon unterschreiben. Die sind halt von der Logistik und von der Art und Weise, wie man die Läuft sind die schon ein bisschen unterschiedlich und deswegen spricht den einen auch der PCT mehr an und den anderen halt vielleicht der AT. Beim Appalachian Trail der Vorteil ist halt einfach… Robert, wenn du den morgen laufen wölltest, könnte ich dich morgen rüber schicken mit dem Flugzeug, würde dir ein bisschen Zeug aus meinem Ausrüstungsfundus geben und du würdest den erfolgreich laufen können, wenn du Bock draufhast.
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Beim PCT geht das wahrscheinlich nicht so.
- Robert
- Du meinst… Ich habe das Buch ja gelesen. Also ich habe da schon ein bisschen Vorsprung gegenüber jetzt vielleicht jemandem, der das noch nie gehört hat. Also vom Appalachian Train bist du ja doch in einer dicht bevölkerteren… Bevölkerungsreicheren Gegend unterwegs als beim PCT.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Also das heißt du hast doch mal eher einen Supermarkt in der Nähe, als beim PCT wo du dann vielleicht doch mal einen Tag zum Einkaufen vom Weg abkommen musst. Richtig?
- Carsten
- Ja, genau. Also das ist beim AT einfach die Sache. Du hast in den aller allermeisten Fällen, ist die Zivilisation brutal nah. Du merkst es nicht. Du bist ja im Wald. Du bist hinter einer Bergkuppe. Das kann sich anfühlen, als wärst du irgendwo in Nordalaska oder so, aber letzten Endes kannst du immer in relativ kurzer Zeit irgendwo sein und die Versorgungsabstände, das ist auch so eine Sache, die sind da auch immer relativ kurz. Also in den allermeisten Fällen kannst du alle drei bis vier Tage, maximal, kannst du Essen tanken. Gibt da ein, zwei Ausnahmen, wo du dann halt doch mehr Essen tragen musst, aber normalerweise hast du nie viel Essen hinten drin. Dann hast du immer eine sehr gute Wasserversorgung. Dann hast du noch den Vorteil, dass auf dem Appalachian Trail alle 10 bis 15 Kilometer eine Schutzhütte ist. Das sind so Hütten, die sind nach drei Seiten geschlossen. Mit einem Dach oben drauf und da kannst du dich halt reinlegen. Das heißt, du musst nicht… Du kannst zum Beispiel, wenn Pisswetter ist, musst du nicht bei strömendem Regen dein Zelt aufbauen, sondern du legst dann halt einfach deine Iso-Matte in diese Schutzhütte rein und pennst, zusammen mit anderen Hikern und das macht es dir einfach von der Logistik, in vielen Bereichen, deutlich leichter. Da musst du auf dem PCT schon ein bisschen mehr Vorplanungsarbeit leisten.
- Robert
- Hast du das denn auch? Also sie schreibt da von ihren Erfahrungen mit diesen Boxen, die sie dann von Postamt zu Postamt, weiter nach vorne schickt. Hast du das auch gemacht oder hattest du irgendwo anderen Support?
- Carsten
- Also es gibt zwei unterschiedliche Arten von Boxen. Es gibt die sogenannte Bounce-Box. Das ist diese Box, die du dir von… immer weiter schickst.
- Robert
- Von Postamt zu Postamt.
- Carsten
- Genau, die heißt Bounce-Box. Bounce heißt ja hüpfen, weil die hüpfst du wirklich von Postamt zu Postamt. Das ist eine ganz spannende Sache, weil du die teilweise auch kostenlos weiterschicken kannst. Wenn du sie nicht aufmachst, schickst du sie einfach kostenlos weiter. Also du stellst jetzt fest, die Batterien die du dir jetzt an das Postamt geschickt hast, für deine Stirnlampe, brauchst du an sich noch nicht. Lässt du es einfach weiter springen. Nein, was ich aber schon gemacht habe, zumindest auf dem Pacific Crest Trail ist, ich habe mir hin und wieder Lebensmittelpakete selber geschickt. Auf dem AT bin ich komplett ohne Boxen ausgekommen, würde aber, wenn ich es jetzt nochmal laufen würde, auch an dem ein oder anderen Ort mir eine Lebensmittelbox hinschicken. Einfach um, ja, eine bessere Auswahl zu haben.
- Robert
- Was gab es dann in dieser Box so zu Essen immer? Also nur Gummibärchen, Erdnussbutter und Nutella oder…?
- Carsten
- Ja ich bin ein ganz großer Nutella Fan, auch wenn das jetzt hier Schleichwerbung für Ferrero ist.
- Robert
- Wir brauchen da nicht schleichen. Das ist…
- Carsten
- Also ich bin Nutella Fan und habe auf jeden Fall immer Nutella drin gehabt. Ich habe auch oft Erdnussbutter drin gehabt. Ein Nachteil, den diese Box hat, ist halt einfach, du kannst erst mal keine verderblichen Sachen reinmachen. Du musst immer gucken, was du reinpackst, aber für mich war, zum Beispiel mein Frühstück waren in der Regel Tortilla Fladen. Die kannst du mit Nutella bestreichen, mit Frischkäse, mit Salami belegen, mit Käse belegen. Du kannst irgendwie auch Käse reinmachen und so ein bisschen übers Feuer halten, das dir der Käse wegschmilzt. Alles sehr lecker. Das war immer so meine Mahlzeit für Frühstück und Mittagessen. Ich habe dann so fertig Nudeln und zwar nicht die Gefriergetrockneten vom Globetrotter oder so. Das kannst du dir nämlich auf die lange Tour nicht leisten, sondern ich habe mir so ganz normale, so Fertignudeln, die du auch bei uns jetzt hier in Deutschland kriegen würdest.
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Gibt es halt da drüben auch zich Marken und dann kaufst du dir da halt ein paar Beutel und dann machst du noch ein bisschen Thunfisch mit dazu, bisschen Hartkäse, ein bisschen Salami. Haust noch ein paar Snickers rein, weil das ist auch wieder so eine Sache. Du kannst natürlich immer mit so teuren Energieriegeln fahren, wo du dann, weiß nicht, einen Dollar fünfzig, zwei Dollar irgendwie für das Stück zahlst oder du nimmst halt irgendwie den Family Pack Snickers, wo dich dann das Snickers irgendwie 80 Cent kostet und rein von Eiweiß, Zucker, Kalorien ist das in Anführungsstrichen dasselbe.
- Robert
- Och, na dann.
- Carsten
- So Sachen habe ich dann da reingemacht, ja.
- Robert
- Wie viel Kilo hast du zugenommen, wenn ich das so höre.
- Carsten
- Fünf. Ja das ist das Geilste an so einem Weitwanderweg, also ob das jetzt der AT ist oder der PCT. Du kannst fressen, was du willst und du wirst abnehmen. Du hast nicht die Möglichkeit, die Kalorien die du sag ich mal in so einer Trailwoche verbrauchst, wenn du draußen im Wald bist. Du kriegst es nicht hin, diese Kalorien adäquat in deinen Rucksack zu packen.
- Robert
- Okay.
- Carsten
- Also zumindest für den PCT ist es so, dass du so 4.500 bis 5.000 Kalorien am Tag verbrauchst und das ist richtig schwer zu essen. Also das könnt ihr euch zuhause auch mal durchrechnen. Da musst du richtig viel essen und das ist nicht so einfach und dann diese Kalorienmenge, also selbst wenn du das hinkriegst mit dem Essen…
- Robert
- Ich kriege das Essen hin, aber das verbrennen, da habe ich meine Probleme mit.
- Carsten
- Aber diese Kalorienmengen im Rucksack zu haben ist echt schwierig und deswegen ist das so, dass du in aller Regel erst mal eine Kalorienschuld eingehst in der Woche, wo du draußen bist und du kommst dann in eine Ortschaft rein, wo du zum einen Mal duschen willst, wo du zum einen Mal deine Wäsche waschen möchtest, wo du zum einen Mal Lebensmittel für die nächste Woche vielleicht kaufen musst und wo du zum anderen dir mal einen Ranzen anfressen darfst. Das heißt man isst, wenn man sich als Thru-Hiker einigermaßen ordentlich verhält immer auch ein sehr gern gesehener Gast in Gasthäusern da, weil du bestellst brutal viel. Du isst das alles weg. Du bist total glücklich und du gibst in der Regel auch ein ordentliches Trinkgeld. Also das ist was ich meine mit gut erzogener Weitwanderer. Wenn du halt einfach auch, ja, normal Trinkgeld gibst und wir sind einfach so ein Weitwanderer, so ein Thru-Hiker, wir sind einfach extrem glücklich, wenn wir einfach mal Burger und Pommes haben dürfen und nicht eine Tütensuppe essen müssen.
- Robert
- Kann ich verstehen. Jetzt, ich weiß gar nicht, wer es war, ich glaube Scott Jurek…
- Carsten
- Der hat den AT Rekord gebrochen, ja.
- Robert
- Ja, ja genau. Der ist das Ding ja in 40 oder 43 Tagen gelaufen. Was hast du denn den ganzen Rest gemacht?
- Carsten
- Ja Party natürlich.
- Robert
- Okay, also man kann das Ding in 43 Tagen machen und den Rest, wenn man es ein bisschen gemütlicher angeht, dann noch…
- Carsten
- Ja, also ich habe es so in 125 Tagen gemacht und das ist auch schon eher einen Tick, auch eher schnell. Also normalerweise…
- Robert
- Das bedeuten dann wieviel pro Tag?
- Carsten
- Ich glaube das sind so 25 pro Tag oder sowas.
- Robert
- Was jetzt eigentlich, würde ich mal sagen geht.
- Carsten
- 25-30
- Robert
- Von der Distanz her.
- Carsten
- Das geht ja, also vor allem, weil man sich auch einläuft, also es gibt viele Leute, die sich gerade am Anfang von so einem Trail echt Gedanken machen, wie diese Kilometerleistung überhaupt zu schaffen ist. Also egal ob das jetzt die dreieinhalb oder 4.200 sind, weil das, ja, weil das einfach eine brutale Distanz ist, aber es ist so, dass du dich ziemlich eingroovst. Also es ist ja auch ein Luxus, den man da sportlich irgendwie hat. Also wenn du überlegst, du bist ja ein Trailrunner, wenn du überlegst, ich würde dir jetzt die Möglichkeit geben, das nächste halbe Jahr, jeden Tag laufen zu gehen.
- Robert
- Joa.
- Carsten
- Und zwar, dir das als Job zu verpassen. Also nicht so, dass du sagst, du gehst jetzt morgens mal irgendeine Runde laufen und machst dann low, sondern wenn du echt sagst, nein du läufst aber jetzt jeden Tag einen Marathon oder so. Da kannst du von ausgehen, wenn du nicht kaputtgehst, während der Zeit, dass du dann brutal Fit rauskommst.
- Robert
- Vermutlich.
- Carsten
- Und das ist auch genau das, was auf dem Trail auch passiert. So nach ein bis zwei Monaten hast du deine sogenannten Trail-Legs und dann drückst du die Kilometer halt echt ziemlich brutal raus, ja.
- Robert
- So Oberschenkel.
- Carsten
- Ja, die Waden sind die schlimmen. Also auf dem AT war das so, da war ich ja 29 und da war schon ein bisschen antrainiert auch und ich habe da brutale Waden bekommen. Ich bin da teilweise von Leuten angesprochen worden, ob ich irgendwie eine Sportverletzung hätte. Die Waden wären geschwollen und waren sie aber nicht, sondern die waren einfach nur gut durchtrainiert.
- Robert
- Es gibt ja dieses Sprichwort oder diese Aussage: Wie isst man einen Elefanten? Stück für Stück. Also so würde ich es jetzt mal umschreiben. Ich kenne es auch, also der Chefredakteur vom Trail Magazin, der Denis Wischniewski, der hat das jetzt auch gemacht. Der wollte ja von München nach Istanbul laufen. Ist dann glaube ich bloß bis zur türkischen Grenze gekommen, wegen den…
- Carsten
- Wegen dem Putsch, ja.
- Robert
- Wegen dem Putsch, aber er hat trotzdem quasi jeden Tag einen Marathon abgerissen oder eigentlich mehr als einen Marathon teilweise, glaube ich schon. Also es ist schon beeindruckend. Das war auch sein Lebenslauf. Ich freue mich jetzt auch schon auf sein Buch und man hat ja da schon eine ganze Menge dann auch zu erzählen, aber dieses Erlebnis oder dieses Einteilen, finde ich schon Klasse. Dieses eigentlich, so wie es die Christina Thürmer auch beschreibt, sie war eigentlich so eher die Bürofrau mit nicht viel Training oder sowas und dann kommt das mit der Zeit.
- Carsten
- Ja das finde ich bei der Christina, finde ich das aber auch sensationell, weil sie einfach so, auf den ersten Blick überhaupt nicht dem entspricht, was sie da eigentlich macht und das… Die schaut halt ganz, ganz normal aus und wenn du dir einfach diese langen Distanzen anguckst, die sie da gelaufen ist. Die ist ja eine Tripple-Crownerin. Die ist ja neben dem Appalachian Trail und dem Pacific Crest Trail noch den Continental Divide Trail gelaufen, von Mexiko nach Kanada auf dem Rücken der Rocky Mountains, mit über 5000 Kilometer und wenn du die anguckst, dann denkst du dir einfach, nein das macht die nicht, aber das macht die. Die hat ja eine Trail-Vita, die ist brutal und die sucht sich auch, das finde ich auch ganz interessant, die sucht sich jetzt, wo sie die amerikanischen Sachen gemacht hat, sucht die sich halt immer irgendwelche Projekte raus, wo sie sagt: Ich laufe einmal quer durch Ungarn.
- Robert
- Kann man schon mal machen.
- Carsten
- Da gibt es auch was, das kennt keine Sau, mache ich jetzt mal, mit über 1.000 Kilometern und kommt dann auch wieder mit ganz, ganz tollen Erfahrungen zurück, ja also die Christine, die ist schon… Ich habe die leider wirklich noch nie in Person getroffen. Das tut uns…
- Robert
- Sie war jetzt vor kurzem glaube ich erst in Oberstdorf.
- Carsten
- Hach…
- Robert
- Zu den Wandertagen dort.
- Carsten
- Salz in meine Wunden, echt. Als Familienvater mit zwei Kindern… Nein, also ich kenne die Christine schon seit, per Email, schon seit Ewigkeiten, weil auch diese US-Thru-Hiker Gemeinde, oder diese US-Trail-Wander Gemeinde. Das ist schon ein kleiner, verwobener Haufen und man kennt dann schon rechts und links viele Leute, sage ich mal, über Online, übers Internet und kommt in Kontakt und ich habe mit der Christine mal relativ früh schon Kontakt aufgenommen, weil die halt so viel gelaufen ist. Die hat… Ist letzten Endes mit mir gestartet. Die hat glaube ich ihren ersten Thru-Hike auch 2004 gemacht. Die hat dann nur ihr, letzten Endes, ist mehr und häufiger unterwegs gewesen. Ich habe immer ein bisschen länger gebraucht und habe dann ja auch irgendwann aufgehört zu laufen und die Christine war für mich immer so der Anlaufpunkt, wenn es darum geht: Wie lange hält denn so eine Leichtwanderausrüstung? Da habe ich einfach mal die Christine gefragt: Christine, wie lange hat das bei dir gehalten oder was hast denn du da genommen? Und dann sagt die halt einem: Ja, bei mir ist das halt irgendwie nach 120 Nutzungstagen, ist das verreckt. Und das ist bei der Ausrüstung auch immer so eine spannende Sache, wenn Thru-Hiker dann sagen, na ja mehr als ein halbes Jahr hält das nicht. Das hört sich dann so an: Ja, aber ich habe doch eine Mörder-Kohle dafür bezahlt und nach einem halben Jahr ist das kaputt, aber es ist halt ein halbes Jahr Dauernutzung und wenn du dieses halbe Jahr Dauernutzung auf so eine normale Nutzung von so einem Normalbürger runterbrichst, der vielleicht mal seinen Jahresurlaub irgendwie Trekking-mäßig verbringt, dann ist das halt ein Äquivalent zu irgendwie acht bis zehn Jahren Trekking Nutzung und von daher war das für mich immer sehr interessant, die Christine auch mal anzuhauen und zu sagen: Christine, was ist mit dem Rucksack? Was ist mit dem Zelt? Und selbst, wenn sie es selber nicht genutzt hat, man sieht halt auf diesen Trails halt auch unheimlich viele andere Leute, mit unterschiedlichsten Ausrüstungskonfigurationen und dann fragst du halt nach 3/4 vom Trail mal: Die Schuhe, taugen die was? Nein, taugen nichts oder das Zelt, ja, würde ich nochmal nehmen oder Nein, das nächste Mal nehme ich für so einen Trail was Anderes. Also man kann da letzten Endes jetzt nicht nur aus den eigenen Erfahrungen dann schöpfen, sondern auch letzten Endes aus dieser Trail-Community ganz viel herausziehen, wenn man offen dafür ist.
- Robert
- Wir hatten es vorhin schon mal. Die Christina Thürmer….
- Carsten
- Christine!
- Robert
- Oh, Christine Thürmer. ‚Tschuldigung. Die hat ja den Trail Namen German Tourist. Deine ist Sauerkraut.
- Carsten
- Meiner ist Sauerkraut, ja.
- Robert
- Wie ist es dazu gekommen?
- Carsten
- Ich war auf dem Appalachian Trail unterwegs und war schon, glaube ich, zehn Tage ohne Trail Name und das ist für einen Thru-Hiker ist das schon wichtig, dass der irgendwann mal so einen Trail-Name hat.
- Robert
- Kurz. Thru-Hike bedeutet, einer der wirklich den kompletten laufen will. Also nicht bloß ein Teil, sondern wirklich am Stück durch.
- Carsten
- Genau. Wenn du nur einen Teil läufst, dann bist du ein Section-Hiker und wenn der Teil relativ kurz ist, wenn du nur an einem Wochenende unterwegs bist, dann bist du so ein Weekend-Warrior. Ja genau. Wenn du es von A bis Z läufst, dann bist du ein Thru-Hiker und Thru-Hiker wollen eigentlich also, wenn sie ihren ersten Trail laufen, die wollen auch irgendwann so einen Trail Name haben. Das ist so eine kulturelle Geschichte. Das braucht es einfach und ja, normalerweise funktioniert es halt so oder es gibt zwei Wege einen Trail Name zu bekommen. Du suchst ihn dir selber aus, weil du denkst ich nenne mich jetzt irgendwie Hiking-Hero oder du wartest halt, das auf dem Trail irgendwas passiert, wo du halt von irgendjemandem deinen Trail Name kriegst und so ist es bei mir gelaufen. Ich lag in so einer Schutzhütte mit, in einer größeren, mit irgendwie zehn anderen Leuten und da waren zwei ältere Damen dabei, die auch vorhatten, den zu wandern und die haben dann irgendwann mal gesagt, die lagen schon in ihren Schlafsäcken und hatte ihre Wasserflasche draußen vergessen und die haben dann nur gesagt: Hey, Kraut. Hol das mal! Dann habe ich nur gedacht, Ladys das ist ja mal hier fieseste zweiter Weltkriegs Slang. So habt ihr Amis die Nazis genannt und ganz ehrlich, das ist weit vor meiner Zeit. Das brauch es jetzt eigentlich nicht und dann haben sie sich auch entschuldigt, haben gemerkt das sie da wohl irgendwie so eine Grenze überschritten hatten, aber dann kam irgendwo aus der Ecke, von diesem Shelter, von dieser Schutzhütte, aus dem Schlafsack: Ja, warum nennen wir dich dann nicht Sauerkraut? Kraut können wir dich nicht nennen, aber warum nennen wir dich nicht Sauerkraut? Das ist doch das, was ihr Deutschen am meisten esst und da habe ich gesagt: Ja genau und seitdem laufe ich als Sauerkraut durch die USA.
- Robert
- Sehr cool. Das ist ja doch schon eine Weile her. Zur Tripple-Crown fehlt dir jetzt noch der…
- Carsten
- Continental Devide Trail, ja.
- Robert
- Ja. Kriegst du da von deiner Familie frei für oder machst du Den dann erst, quasi wenn die Kinder aus dem Haus sind?
- Carsten
- Also ich würde frei für bekommen, wenn wir das… Also wenn ich irgendwo eine Lösung finde, wie wir das halt einfach so familiär und finanziell irgendwie klären können. Ganz realistisch ist es aber so, dass meine Präferenzen sich diesbezüglich ein bisschen verschoben haben. Also ich will diesen Continental Devide Trail auf jeden Fall laufen. Der zieht wie Sau. Ich muss den auch noch machen, aber nicht jetzt. Kinder sind jetzt gerade so jung. Da passiert bei denen so viel. Wenn ich mal eine Woche oder zwei weg bin, was ich hin und wieder auch mache, nach Hause komme, dann haben die sich schon wieder entwickelt. Das ist einfach eine Phase in dem Leben meiner Kinder, die ich nicht verpassen will, wo ich mir nicht vorstellen kann, ein halbes Jahr weg zu sein. Aber die Kinder werden größer werden und die werden irgendwann so alt sein, dass ich mir das vorstellen kann weg zu sein und dann werde ich das sicher auch machen und das Gute ist, das einfach leichte Ausrüstung mich dann auch im fortgeschrittenen Alter befähigen wird, das machen zu können.
- Robert
- Und es wird ja immer leichter alles.
- Carsten
- Ja, es wird immer leichter und…
- Robert
- Jetzt muss es noch haltbarer werden und dann…
- Carsten
- Ach Haltbar genug ist es eigentlich, also immer wenn diese Debatte aufkommt mit Leichtausrüstung und das die nicht lange hält, dann frage ich mich halt auch echt immer, was die Leute, die das Bemängeln, was die auch mit ihrem Zeug machen ja. Also, das ist letzten Endes so, man muss ja gucken, man sollte halt für eine Sportart die man macht und wenn ich jetzt einfach sage, dieses Weitwandern ist eine Sportart, dann sollte man halt ein adäquates Sportgerät haben und wenn ich halt zu einem Downhillrennen mit einem Rennrad erscheine, dann habe ich ganz offensichtlich etwas falsch gemacht oder umgekehrt und so ist das letzten Endes beim Weitwandern auch. Wenn ich halt mit einer klassischen Trekking Ausrüstung ankomme, wo mein Grundgewicht irgendwie zwischen 15 und 20 Kilo liegt, dann kann das halt, bei einer zwei Wochen Tour ganz gut funktionieren und kann auch Spaß machen unter Umständen. Auf so einer Weitwandertour wird das dann einfach zu einem Tourenabruch führen.
- Robert
- Was hast du da immer mit, also so Gewichtsmäßig?
- Carsten
- Also mein Basisgewicht ist noch relativ schwer. Wenn wir jetzt über Ultraleichte Ware sprechen. Ich liege so sechseinhalb, sieben Kilo Basisgewicht. Basisgewicht ist alles, was du im Rucksack mit dir führst, außer Lebensmitteln und Getränken. Weil das Verbrauchsmaterialien sind, das würde… Ist ja ein Unterschied, ob du jetzt eine Wochenendtour machst oder eine zwei Wochen Tour, wo du für zwei Wochen Lebensmittel schleppst und deswegen rechnet man da eigentlich die Lebensmittel erst mal immer raus, damit die Gewichte vergleichbar sind.
- Robert
- Nein Getränke und sowas ist klar, denke ich, aber jetzt so ein Rucksack, der wiegt ja an sich irgendwie schon mal eine Menge, oder?
- Carsten
- Ja, das kann katastrophal sein. Also es ist so, das… Ich habe das auf meinem Blog, auf dem Fastpacking Blog, da habe ich das zwei, drei Jahre mal ausgewertet. Da habe ich mir einfach vom Globetrotter das Rucksackangebot mal angeschaut, weil der Globetrotter einfach ein brutal gutes Angebot an Rucksäcken hat und habe mal geguckt, wie sieht es denn bei den Trekkingrucksäcken aus. Was wiegen die denn eigentlich so? Und weil der Globetrotter für mich ja auch immer so ein bisschen repräsentativ war für das was so der deutsche Trecker draußen mit sich rum trägt und habe dann festgestellt, dass der, wenn man das mitteln würde, das der Standard Trekking Rucksack 2,6 Kilo wiegt und 60 Liter Volumen hat über den Daumen. Bei 200 Euro oder so. Diese zweieinhalb Kilo oder die 2600 Gramm, das ist das Mittel. Das heißt es gibt Leute draußen, die mit Rucksäcken herumlaufen, mit Trekkingrucksäcken, die 70 Liter haben und dreieinhalb Kilo wiegen. Es gibt aber auch vier Kilo Rucksäcke. Also da reden wir von Leergewicht.
- Robert
- Ja.
- Carsten
- So wie ich den auf den Rücken nehme und mein Rucksack zum Beispiel, den ich auf der erfolgreichen PCT Wanderungen in 2008, dabeihatte, der hatte ein Leergewicht halt von 700 Gramm ja. Das heißt ich habe da zwei Kilo, also fast zwei Kilo eingespart gegenüber einem Standartrucksack und diese Einsparung von zwei Kilo, die hört ja beim Rucksack nicht auf. Da gibt es ja noch andere Ausrüstungsgegenstände die man, sage ich mal, von Traditionell in leichter tauschen kann. Wo man da einfach sagen kann, wir haben am Ende zwischen zwei Rucksäcken unter Umständen sechs, sieben, acht Kilo Gewichtsunterschied und das ist halt was, was man merkt.
- Robert
- Das ist ja quasi wie mit dem Bauch. Wenn er da ist, merkt man das Berghoch, wenn er nicht da ist, merkt man es, dass es leichter wird.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Genau.
- Carsten
- Definitiv.
- Robert
- Ja sehr cool. Was empfiehlst du dem Teilnehmer? Also da schwirren ja so diese ganzen kuriosen Sachen wie den Stiel von der Zahnbürste absägen und solche Scherze. Hast du das auch gemacht, oder bist du da nicht ganz so extremistisch unterwegs?
- Carsten
- Nein, ich bin da nicht so extrem unterwegs. Ich habe mal eine abgesägte Zahnbürste benutzt, weil es die kostenlos gab und ich gerade eine gebraucht habe. Normalerweise nehme ich immer eine normale Zahnbürste mit, weil es einfach praktikabler ist. Also probiere das zuhause mal selber aus. Säge die mal ab und putz dir mal die Zähne und frag dich macht das Spaß oder macht es keinen Spaß und auf der anderen Seite muss man dann auch die Kirche im Dorf lassen. Also diese Absägerei von den Zahnbürsten, das ist für Leute interessant, die wirklich das drauf anlegen mit dem Gewicht und da reden wir aber für so eine Tour, wie den PCT, nicht mehr über Basisgewicht von sechseinhalb Kilo, sondern das sind dann Leute, die unter drei Kilo liegen. So Leute machen das. Also es sind quasi die Topsportler in, also die Extremathleten in dieser Sportart, in Anführungsstrichen, die so etwas machen. Wenn man jetzt einfach nur ambitionierter Amateur ist, sage ich mal, dann braucht man das nicht machen. Man spart zwar, wenn man die Zahnbürste halbiert, 50 Prozent des Zahnbürstengewichts ein, das ist richtig, also relativ viel in absoluten Zahlen, sind das halt acht Gramm.
- Robert
- Ja. Da gehe ich liebe Haare schneiden.
- Carsten
- Ja oder ein Kumpel von mir, der dieses Leichtgewichtsthema so überhaupt nicht annehmen möchte, der sagt immer: Mei, da gehe ich halt morgen richtig scheißen und dann ist das auch wieder weg.
- Robert
- Sehr gut. Meinst du, dass der jetzt… Also du bist 2004, nein…
- Carsten
- 2004 bin ich den Appalachian Trail gelaufen. Ich habe 2006 den PCT versucht und bin nach 1.000 Kilometern musste ich aufhören, weil ich einen Bandscheibenvorfall hatte und Notoperiert worden bin drüben und ich das nicht rausgefunden habe, dass das ein Bandscheibenvorfall ist und einfach mal das gemacht habe, was Weitwanderer machen, wenn ihnen irgendwas weh tut. Sie laufen einfach weiter.
- Robert
- Okay. Kenne ich.
- Carsten
- Genau ja und 2008 habe ich es nochmal versucht, den PCT und habe ihn dann auch ganz geschafft. Von Anfang bis Ende.
- Robert
- Meinst du das jetzt, jetzt haben wir 2016, das sind acht Jahre, wesentlich mehr los ist? Ich denke mal…
- Carsten
- Brutal viel.
- Robert
- Es ist ja doch bekannter geworden alles. Hat sich das geändert dort? Also du bist ja in der Szene immer noch drinnen, denke ich.
- Carsten
- Ja also es hat sich schon ein bisschen verändert. Also grundsätzlich kann man sagen, der Weg ist nicht hässlicher geworden.
- Robert
- Klar, außer die Frage, so dieses ist es jetzt so der Ballermann des Wanderers.
- Carsten
- Nein, das nicht, auch wenn es immer so aussieht. Man muss einfach sagen, für so eine Strecke von 4200 Kilometer musst du dir ein halbes Jahr frei nehmen. Das können viele…
- Robert
- Macht nicht jeder. Kann nicht jeder.
- Carsten
- Macht nicht jeder. Das kann nicht jeder von der Zeit her. Das kann nicht jeder von den Finanzen her oder vom allgemeinen Lebensumfeld. Das heißt, das können nicht so viele machen und selbst die vielen, die es machen können, die werden dann unter Umständen zwischendurch feststellen, dass es doch nicht so das ist, auf was sie Bock haben. Also mit so einem Weitwanderweg ist natürlich auch eine schwierige Sache. Man plant das so zuhause am Computer und geht mal auf eine Wochenendwanderung oder läuft mal eine Woche und denkt sich so, wie das so alles sein wird und es kann dann aber schon sein, dass du irgendwie so nach einem Monat sagst: Ich habe die Nase voll. Ich habe da keinen Bock mehr drauf. Oder, kann auch sein…
- Robert
- Und natürlich das physische dann auch.
- Carsten
- Ja das Physische. Also es gibt zwei Sachen, die wo man halt drauf achten muss. Das eine ist wirklich das psychische ist so eine Sache. Habe ich überhaupt noch Bock? Muss ich nach zwei Monaten und irgendwie 12000 Kilometern noch irgendjemandem beweisen, dass ich wandern kann?
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Muss ich mir was beweisen oder reicht das? Da muss man halt echt zusehen, dass man die Motivation selber irgendwie hochhält und da gibt es auch Tipps, wie man das hinkriegt oder Tipps wie es halt schiefgehen kann und die zweite Sache ist aber wirklich das mit dem Körper. Man muss den irgendwie hegen und pflegen, dass er einem nicht kaputtgeht, weil die Belastung halt doch groß ist und, ja das am Anfang auch nicht so einfach ist auf seinen Körper zu hören. Man kann auch wirklich die Maschine ein bisschen überdrehen, wenn man keine Ruhetage nimmt zum Beispiel und gerade am Anfang von so einem Trail sind Ruhetage, ist dann immer so ein Tag, wo du keine Kilometer machst, wo du deinem Ziel nicht näherkommst, das noch so weit weg ist und wie soll ich denn das überhaupt erreichen, wenn ich jetzt schon dauernd Ruhetage nehme, aber ich vergleiche es so ein bisschen mit einer Arbeitswoche. Wenn wir…
- Robert
- Es klingt auch so ein bisschen nach Projektmanagement, beziehungsweise nach so Managementseminar oder so was.
- Carsten
- Ah ich glaube das man da schon ganz, ganz viel, also auch wenn es um Ziele Erreichung geht, von diesen Trails lernen kann, weil es schon so ist, wenn du die ganze Zeit nur an dieses große Ziel da denkst, dann bauen sich unheimliche Ängste auf und dann sind ganz viele Sachen im Weg, die einen mental blockieren und wenn du einfach sagst, das ging bei mir dann relativ schnell zum Beispiel so, dass ich immer so Wochenweise gedacht habe. Nicht weil ich gedacht habe, ich muss das jetzt runterbrechen dieses große Ziel, in kleinere Ziele, aber das ist genau das, was passiert. Nicht dass ich mir gedacht habe ich muss das machen, damit ich das schaffe, sondern das war manchmal so ein ganz pragmatischer Ansatz so. Im nächsten Ort gibt es so und so deine. Da gibt es angeblich die besten Cheeseburger auf dem ganzen Trail oder laut Handbuch gibt es da unheimlich gute Pancakes oder da musst du das und das gegessen haben oder ein Mexikaner ist da gut und weil sich auf diesen Weitwanderwegen schon extrem viel um das Essen dreht und deshalb hat die Christine das mit „Essen, Schlafen, Laufen“ auch ganz gut betitelt, schaust du dir echt häufig an, wo gibt es was Gutes zu essen und das Ergebnis ist halt, das du dieses großes Ziel in kleinere Ziele runterbrichst.
- Robert
- Welche Tipps würdest du jetzt Rookie, also sagen wir mal, ich entscheide mich jetzt: Ich will das Ding laufen. Ich habe es finanziell geklärt. Ich komme irgendwie mal ein halbes Jahr weg. Wie würdest du mir dann die Abfolge oder nicht Abfolge, sondern was würdest du mir empfehlen zu machen, vorzubereiten, damit ich das schaffen könnte?
- Carsten
- Also ich würde auf jeden Fall erst mal raten, mache dir nicht so viel Kopf. Also wieder, wenn es ums Projektmanagement geht, das ist ein riesen Projekt und da sind 385 Fragzeichen und da sind viele Sachen die einem Angst machen, ja. Wie ist das denn mit Bären, Klapperschlangen? Klappt das denn überhaupt mit dem Trampen in den nächsten Ort? Wie klappt das mit der Ausrüstung, wenn mir mal was kaputtgeht? Also es gibt so viele Sachen, die einem Angst machen am Anfang und es löst sich alles in Wohlgefallen auf. Weil das haben andere Leute vor dir geschafft und es haben auch Leute geschafft die unter Umständen viel weniger fit sind als du. Also von daher brauchst du dir diesbezüglich keinen Kopf machen. Das heißt bewahre dir so ein bisschen eine Lockerheit. Das muss jetzt nicht in einen Planungskrampf ausarten. Du willst da drüben Spaß haben und den Spaß solltest du auch vorher schon haben, Also bleib da ein bisschen locker. Rede mit Leuten, die es gemacht haben. Hole dir keine Ratschläge von Leuten, die sowas noch nicht gemacht haben, aber dann erzählen, wie du es zu machen hast. Weil es ist eine eigene Sportart und Leute die diese eigene Sportart noch nicht gemacht haben, die können da nicht wirklich was zu sagen. Also es ist so als würde dir halt ein Rennradfahrer was vom Mountainbiken erzählen und der erzählt dir dann halt irgendwie, dass du irgendwie acht Bar im Reifen haben musst und der Mountainbiker hat halt irgendwie zweieinhalb drin oder so. Es ist was ganz Anderes und deswegen rede mit Leuten die es gemacht haben. Rede mit Leuten, die es erfolgreich gemacht haben. Also die nicht Tourenabbrecher, die sich toll vorbereitet haben und dann nach zwei Wochen nach Hause gekommen sind. Die haben alle ihre Gründe, aber rede mit Leuten die dir vorgelebt haben, dass das geht. Ja und dann, wenn ich jetzt so eine Generalempfehlung habe irgendwie, was schon hilft, ist leichte Ausrüstung.
- Robert
- Also auch das Thema, was du quasi lehrst.
- Carsten
- Ja. Mit dem Thema Gewicht… Das wird auch im Internet, gerade in meiner Zunft, ziemlich kontrovers diskutiert. Das ist natürlich kein Selbstzweck. Also wenn du jetzt nur auf die Gramms schaust, dann landest du einfach in der falschen Ecke. Dann bist du unter Umständen auch zu leicht, aber du sollst dir einfach ganz im Klaren sein, was du da machst. Der Großteil deiner täglichen Aktivität wird das Wandern sein und das wird definitiv leichter fallen, wenn der Rucksack leichter ist und das Equipment ist da. Warum musst du was Schweres mittragen, wenn es das leichte Teil genauso guttut und in dem Fall ist das wirklich so.
- Robert
- Jetzt, wir sind hier im Allgäu. Dort warst du quasi, sind das die Rocky Mountains?
- Carsten
- Nein, das ist…
- Robert
- Also Mount Washington, nein…
- Carsten
- Nein, also es gibt dort mehrere Gebirgszüge. Es gibt ja die Sierra Nevada. Es gibt das Kaskadengebirge, also die Cascades und so. Die Rockies sind noch ein bisschen weiter östlich. Die fehlen mir ja.
- Robert
- Was ist denn der Unterschied zwischen hier, Heimat quasi und dort in den USA. Also jetzt mal abgesehen davon, dass hier überall Straßen und Wege sind und dort quasi wahrscheinlich tagelang auch mal nichts kommen kann.
- Carsten
- Also in den USA ist grundsätzlich alles. Also das ist jedenfalls mein Empfinden und ich war jetzt auch vor ein paar Wochen zum Beispiel wieder in Wyoming. War da auch eben im Grand Teton Nationalparks. Die Grand Tetons, das ist auch so ein Gebirgszug. Das ist allen ein bisschen weitläufiger. Das ist alles viel größer. Also ich habe immer so das Gefühl, die Gebirge da sind auch, auch wenn die hoch sind und teilweise richtig bergig und so, das ist alles so ein bisschen auseinandergezogen, während es hier alles in Europa oder in den Alpen ein bisschen zusammengeschoben ist. Das alles ein bisschen dichter beieinander ist und diese Weite die macht es halt einfach aus irgendwie. Zum einen diese Weite in den USA und einfach auch das Wissen, dass du unter Umständen manchmal auch mal drei Tage oder vier Tage von der nächsten Straße weg bist. Was du hier nie hast. Man muss aber auch fair bleiben. Eine Zeit lang war das in meinem Leben so, dass ich immer gedacht habe, das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite vom Zaun und ich musste dann, ich musste dann auch immer irgendwie weg. Also Deutschland war für mich nicht interessant.
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Die Alpen waren für mich nicht interessant, weil das alles zu nah war. Also ich musste mindestens mal irgendwie nach Skandinavien fliegen oder nach Großbritannien oder nach Irland oder halt in die USA, wo ich halt sehr viel war, aber es gibt auch hier unheimlich viele schöne Flecken.
- Robert
- Auch.
- Carsten
- Also es gibt auch, das habe ich mit den Kindern hier entdeckt, wir waren jetzt irgendwie, im Sommer waren wir mal hier an der Kiesbank an der Iller zelten und das war eine abgelegene Kiesbank, wo du halt irgendwie mit dem Rad eine halbe Stunde wegfährst. Da ist in 500 Meter umkreis, sind bestimmt 25000 Straßen, aber wenn du da bist, fühlt sich das überhaupt nicht so an und es gibt ganz viele tolle Sachen in Deutschland, die man laufen kann und man muss jetzt nicht unbedingt ins Ausland.
- Robert
- Irgendwann hatte ich das glaube ich schon mal in irgendeiner Episode erwähnt, aber Deutschland ist schön.
- Carsten
- Ja. Ja.
- Robert
- Man muss es nur finden und man muss vor allen Dingen auch rausgehen und es zulassen.
- Carsten
- Ja und, ja und auch, das ist vielleicht auch so ein bisschen ähnlich, nicht mit Leuten reden die Deutschland schlecht reden. Also nicht mit Leuten reden, die sagen: Oh die Pfalz, wie langweilig oder so.
- Robert
- Ganz und gar nicht.
- Carsten
- Ja, genau, dass war jetzt nur so ein doofes Beispiel. So Leute die halt sagen: hey die Pfalz, wie geil ist denn das? Das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland. Oder auch hier im Allgäu. Was du hier geile Sachen machen kannst und auch hier bei mir, gerade um die Ecke. Man kann auf den Grünten hoch, 25 verschiedene Wege hochlaufen und da sind Tobelwege dabei, die total geil sind. Da sind offene Sachen dabei. Wir haben hier, wenn es denn nicht der Gründen ist, wenn man in die Richtung geht, haben wir die Hörnerkette. Du kannst die Hörnerkette bis ins Kleinwalsertal laufen und dann die Sonnenköpfe zurück. Ich nenne das immer den Allgäuer U-Turn. Das ist eine 70 Kilometer runde. Das kann man machen. Ach, das ist übrigens ein ganz toller Tipp von mir. Bin ich ein ganz großer Fan von geworden, das habe ich nämlich mal gemacht vor ein paar Jahren. Du bist ja ein Trailrunner und du magst ja diese ganzen Ultra Trails auch ganz gerne.
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Die kann man super geil wandern.
- Robert
- Oder laufen. 70 Kilometer, das klingt jetzt nach einem netten Sonntagsausflug.
- Carsten
- Ja ich habe diese 70 Kilometer, habe ich an zwei Tagen gemacht. Das was hier im Rahmen vom Panorama Marathon als Ultra Trail angeboten wird, das sind 69 Kilometer und ich nenne es den Allgäuer U-Turn, weil du halt wirklich so reinläufst und wieder rausläufst.
- Robert
- Na den Teil von Oberstdorf bis Sonthofen bin ich ja schon als Schlussläufer mal gelaufen.
- Carsten
- Ja genau und du kannst wirklich… Du kannst in Sonthofen loslaufen, läufst dahinter, zeltest dann irgendwo und läufst dann am nächsten Tag zurück und das kannst du auch im Sommer, wenn du viel Tageslicht hast, wirklich als Zweitages-Trekking-Tour machen.
- Robert
- Ja 2017, 2018 – mal gucken was da kommt. So, da es jetzt doch keine 15 Grad geworden sind und auch die Sonne irgendwie nicht rauskommen will und jetzt doch langsam frisch wird… Ich muss mir das echt mal überlegen, mit der Aufnahme im Winter, ob ich das nicht nach drinnen verlege und im Hintergrund einfach so eine Greenbox im Berg mache.
- Carsten
- Du musst dir einen Heizpilz mitnehmen.
- Robert
- Oder das! Das ist auch gut.
- Carsten
- Oder, das wäre bestimmt von der Atmosphäre auch ganz nett, mache ein Lagerfeuer irgendwo.
- Robert
- Ein Lagerfeuer! Okay, muss ich mal gucken. Ich bin nächste Woche in Österreich und, also in der Nähe von Salzburg. Mal gucken, ob wir das mit dem Lagerfeuer da hinkriegen. Da werde ich mal die Leute da vorher informieren.
- Carsten
- hast du eigentlich schon mal mit dem Matthias Kodym irgendwie Kontakt gehabt?
- Robert
- Kommen wir gleich, warte!
- Carsten
- Warte… Siehst du Mal.
- Robert
- Jetzt kommen wir nämlich noch zu den Fragen, die ich dir gar nicht geschickt hatte.
- Carsten
- Ah Okay. Das sind die tricky Fragen jetzt.
- Robert
- Das sind die, ich nenne sie mal Quick Frage oder schnelle Fragen. Kurze Frage, du kannst antworten was du möchtest.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Die bekommt jeder Gast gestellt, einfach damit es, ja so ein bisschen vergleichbar ist.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Wer so in welche Richtung tendiert. Ja. Erstens Berge oder Meer? Dein Favorit und Warum?
- Carsten
- Berge, weil das Salzwasser so doof auf der Haut klebt. Man muss sich danach immer abduschen und das hat man nicht immer.
- Robert
- Okay. Ich schwitze in den Bergen. Von daher, da habe ich auch mein Salz. Dann, wie würdest du deine Zeit auf einer einsamen Hütte am Berg verbringen, wenn du drei Monate dort wärst?
- Carsten
- Ich würde viel zu lesen mitnehmen, würde aber zusehen, dass ich wahrscheinlich außen rum, alles was Gipfelmäßig so in Sicht ist und wo man noch hoch wandern kann oder wo man vielleicht nur mal so kleine Kletterei hat, wo man ein bisschen die Hände zur Hilfe nimmt, dass ich mir das alles erarbeite.
- Robert
- Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?
- Carsten
- Sonnenaufgang.
- Robert
- Warum?
- Carsten
- Weiß ich nicht, kam jetzt einfach so aus dem Bauch raus. Ich habe das auf dem AT ein paar Mal gemacht, dass ich im Wald gezeltet habe und aber wusste, dass ein Gipfel relativ nah ist und bin dann letzten Endes vor Frühstück, mit meiner Ausrüstung schon da hoch geeilt, habe mich hingesetzt und habe mir dann den ersten Kaffee bei Sonnenaufgang gegönnt und von daher habe ich mit dem Sonnenaufgang irgendwie eine ganz gute Verbindung und jetzt nochmal zurück zu kommen auf die Thru-Hiker. Wir Thru-Hiker leben einen natürlichen Rhythmus, wenn die unterwegs sind und der sieht vor das du letzten Endes mit dem Sonnenaufgang, unter Umständen schon aufbricht, aber also zu mindestens mal aufstehst. Oft genug fängst du mit dem Sonnenaufgang auch schon an zu laufen. Ein Sonnenuntergang kriegt ein Weitwanderer nie mit. Wir pennen immer, wenn es acht Uhr ist. Neun Uhr ist Hiker Midnight, also Sonnenuntergang, nein machst du nicht.
- Robert
- Okay. Dein Gadget, welches in den Bergen nie fehlen darf. Also ohne was bist du nie unterwegs?
- Carsten
- Ja also, ein bisschen schwierig, weil… Du meinst also auch jetzt nicht nur die Thru-Hikes…
- Robert
- Bei mir ist es zum Beispiel die Kamera. Die habe ich immer mit.
- Carsten
- Ach so als Gadget, also elektronisch auch.
- Robert
- Elektronisch oder es können auch die Schuhe sein oder was auch immer, also irgendetwas was du immer dabeihast.
- Carsten
- Ja gut, also elektronisch Gadget: ich habe immer ein Handy dabei, einfach um Hilfe rufen zu können, hier in den Bergen. Wenn es denn notwendig ist und ansonsten ich habe immer so ein Ultraleichtes Windshirt dabei. Das finde ich eine ziemlich spannende Sache. Das sind so Shirts, das ist ganz doll dünnes Nylonmaterial. Die wiegen so zwischen 70 und 80 Gramm und sind so eng gewoben, dass sie halt winddicht sind und wenn du, gerade hier auch im Sommer, mal an Höhe gewinnst, wird es ja ein bisschen kälter. Dann kommt da ein bisschen der Wind. Auf einmal geht die Wolke vor die Sonne. Auf einmal ist es zapfig Kalt und so ein ultraleichtes Windshirt, das gibt dir so viel Wärme. Das ist eigentlich ziemlich unglaublich und gerade wenn du ein bisschen vollgeschwitzt bist… Oben am Berg ziehst du das drüber. Super Sache. Also mag ich nicht ohne und dadurch das die in der Regel unter 100 Gramm sind, also weniger als eine Tafel Schokolade, verschmerze ich das. Nehme ich das immer gerne mit.
- Robert
- Von was ist das? Also von welchem Hersteller?
- Carsten
- Ja ich habe ein saualtes noch von 2006 von Go Light. Go Light gibt es so nicht mehr, die sind irgendwann mal Konkurs gegangen. Die gibt es auch von ganz vielen anderen Herstellern auch, also von Montane zum Beispiel. Mit denen arbeite ich ganz gerne zusammen, gibt die auch von Salomon, gibt die auch von Adidas. Ich bin mir sicher, wenn ich gucken würde, das Essex das übrigens auch macht. Das hat jeder, also gerade Läufer haben sowas auch häufig.
- Robert
- Deine Top 3 Blogs oder Ressourcen für mehr Berge. Also was liest du gerne?
- Carsten
- Also ich gucke tatsächlich ganz gerne bei der Christine Thürmer rein. Das ist einfach so, weil die unheimlich viele verschiedene Sachen macht und auch immer mal neue Sachen ausprobiert. Also gerade die Sache, die sie in Ungarn da gelaufen ist, mit 1.000 Kilometern. Einmal quer durch Ungarn, fand ich einfach spannend und Ausrüstungsfeedback finde ich immer wichtig, weil man da einfach mal sehen kann, ja, wie lange halt so Leichtequipment auch hält, weil die halt einfach so oft unterwegs ist, dass die halt immer, auch wenn die sich mal was Neues leistet, hat die relativ schnell immer so 100 Tage Dauernutzung drauf und kann man sich einfach toll angucken. Ich habe eine spanische Webseite, die ich mir unheimlich gerne angucke. Das müsste ich dir dann noch schicken.
- Robert
- Schick mir einfach den Link dann.
- Carsten
- Das ist von einem Spanier mit dem ich 2006 auf dem PCT unterwegs war. Der hat es zu Ende laufen können, ich nicht und ich habe aber einfach im Nachgang festgestellt, dass wir so eine ziemliche ähnliche Ausrüstungsphilosophie haben und auch die Wege ungefähr ähnlich laufen und bin dann, weil er es vorgelaufen ist… In 2008 ist der, in Nordskandinavien, einen Trail gelaufen, in Nordkalottleden. Den bin ich 2009 nachgelaufen und habe festgestellt, der macht das wirklich so ungefähr wie ich. Also der kann auch die Kilometer so rausdrücken wie ich, wenn ich eingelaufen bin und ja der hat jetzt auch schon wieder was gemacht, wo ich auch sage, das könnte ich auch mal machen, ja. Achso eine dritte Webseite brauchen wir noch, gell?
- Robert
- Ja, wenn du…
- Carsten
- Dritte Webseite… Nein kommt mir aus dem Stehgreif jetzt keine.
- Robert
- Wenn dir noch was einfällt gerne schicken, ansonsten passt das aber.
- Carsten
- Ansonsten… Achso. Ich bin immer, bin sehr häufig im Trekking Ultraleicht Forum. Das ist jetzt zwar kein Blog oder keine Webseite von einem, aber das ist gerade für Leute, die halt auf leichtes Gewicht stehen, eine ganz gute Infoquelle.
- Robert
- Ja, ist doch super. Was empfiehlst du gegen Bergweh? Also du musst jetzt aus Versehen doch mal für ein halbes Jahr nach Hamburg, vermisst die Berge, deine Heimat den Grunden oder was auch immer. Was würdest du machen um das Bergweh zu befriedigen oder entgegenzuwirken?
- Carsten
- Also ich finde tatsächlich laufen gar nicht schlecht, also joggen. Das finde ich gar nicht schlecht. Weils auch… Nein finde ich einfach gut. Das ist eine gute Alternative, hat was mit Laufen zu tun nur, dass es halt schneller ist, also mit Wandern zu tun. Ansonsten würde ich ganz frech, von Hamburg aus, einfach mal hin und wieder für eine Woche nach Skandinavien hoch, weil Schweden und Norwegen dann doch ziemlich nah dran ist und dann würde ich mir das einfach in homöopathischen Dosen holen.
- Robert
- Und, als letztes noch. Wen würdest du gerne mal hier im Podcast hören?
- Carsten
- Ich würde tatsächlich, glaube ich, den Matthias Kodym mal hören. Von dem hatten wir es ja vorher ganz kurz. Der ist auch, der ist nach mir den PCT gelaufen. Das ist ein junger Österreicher, der aber auch so in den Trailrunningbereich, den Ultrabereich, jetzt reingegangen ist, nach dem PCT.
- Robert
- Ist das der, der jetzt quer durch Österreich gelaufen ist?
- Carsten
- Ja die 3.000 Kilometer oder was?
- Robert
- Ja.
- Carsten
- Er hat da so ein paar Sachen verbunden. Der hat sich auch einfach da eine ganz nette Tour rausgesucht und hat das gemacht und ja, finde ich auch ganz spannend. Ist vielleicht für Vitamin Berge auch ganz spannend, weil du ja auch diese Schnittstelle zum Trailrunning einfach hast.
- Robert
- Genau.
- Carsten
- Und der macht da auch Sachen. Nein und das ist auch ein ganz netter, junger Kerl, also…
- Robert
- Cool.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Wunderbar. Wenn jetzt jemand sagt, ich will mehr über Carsten wissen. Ich will meinen Rucksack nochmal um 500 Gramm leichter machen. Ich will zu seinem Seminar. Wie können die Leute dich erreichen?
- Carsten
- www.fastpacking.de und da habe ich so einen Reiter Kurse. Man muss aber nicht unbedingt zu einem Kurs kommen, also man kann mir auch so mal eine E-Mail schreiben. Ich beantworte nicht immer super zeitnah muss ich dazu sagen, aber jedem der wirklich ernsthaften Lust hat ein bisschen seinen Rucksack zu erleichtern oder der auch sagt, er kann sich das perspektivisch oder in naher Zukunft vorstellen mal in die USA zu gehen, um da was zu laufen und da einfach ein bisschen Unterstützung will, kann man sich gerne melden.
- Robert
- Wunderbar. So, dann danke ich dir.
- Carsten
- Ja.
- Robert
- Das du dir die Zeit genommen hast.
- Carsten
- Gerne.
- Robert
- Das du noch nicht angefroren bist.
- Carsten
- Ein bisschen.
- Robert
- Und genau. Wir machen uns jetzt ein bisschen warm auf den Rückweg. Vielen Dank Carsten.
- Carsten
- Ja gerne.
- Robert
- Und vielleicht mal irgendwann wieder.
- Carsten
- Hoffentlich ja.
- Robert
- Ciao.
- Carsten
- Ciao.
Meinungen & Diskussion
Ich freue mich auf rege Diskussionen und vor allem deine Meinung.
Bitte beachte und akzeptiere vor dem Schreiben deiner
Meinung/ Kommentar bitte die Datenschutzerklärung.
Sehr schönes Interview mit Carsten! Kann mich noch daran erinnern, wie ich mit ihm auf einer Wanderung darüber gesprochen habe, wie sehr einem die Kinder bei soetwas doch fehlen.
Darum bleiben größere Wanderungen aktuell auch nur ein Traum für mich :-) Man muss halt Prioritäten setzen.
Kann ich mir gut vorstellen, dass es gut war. Jetzt müsste man es nur schaffen sich die Zeit frei zu schaufeln.