Zugspitz Ultratrail / Supertrail 2016: Das Rennen eines Anderen

Zugspitz Ultratrail / Supertrail 2016: Das Rennen eines Anderen

24. Juni 2016

Ehrlich? Ich habe nicht mehr genau im Kopf in welcher Laune und zu welchem Zeitpunkt ich Jahn von Fitvolution die Idee in den Kopf gesetzt habe seinen ersten Ultra und auch Trail zu laufen. Es muss wohl bei der DNX 2015 in Berlin gewesen sein.

Gut ein Jahr später stehen wir nun hier in Leutasch-Weidach am Start des Supertrail. Auf uns warten 63km und fast 3.000 Höhenmeter.

Kannst du dich noch an deinen ersten UltraTrail erinnern? Ich nicht. Aber nun konnte ich das Alles noch mal erleben.

Ein Ultra ist kein Marathon. Und das Wettersteingebirge nicht Hannover.

Ich habe Jahn versprochen das wir zusammen laufen, ich auf ihn aufpasse und ihn in seiner übermütigen Motivation zurück halte. Ein Ultra ist kein Marathon. Und das Wettersteingebirge nicht Hannover.
Jahn ist nervös und aufgeregt. Da kann er sich verstellen wie er will. Im Gegensatz zu mir gibt er es aber offen zu. Ich quassel die ganze Busfahrt von Grainau nach Leutasch. Weniger die Strecke, welche ich vom Zugspitz UltraTrail 2015 kenne, macht mich nervös, es sind eher die fünf Kilo zuviel am Bauch. Für meine Form spricht jedoch das ich im Kleinwalsertal beim TrailCamp von Trampelpfadlauf.de gut unterwegs war.

Schauen wir mal.

Start des Zugspitz Supertrail in Leutasch-Weidach

Start des Zugspitz Supertrail in Leutasch-Weidach

Viele bekannte Gesichter sind ebenfalls mit uns am Start. Einige, wie André, habe ich erst beim UTLW getroffen. Heute aber ist der Supertrail dran. Die Ausrüstungskontrolle machte die Plan B Cheffin Uta persönlich. Zu beanstanden hatte sie an meinem sechs Kilo Rucksack aber nichts. Sau schwer das Ding.

Jahn und ich vor dem Start

Jahn und ich vor dem Start

Noch 10 Minuten und die Stimmung steigt. Ebenso die Zweifel in Jahns Augen. Ich bin mir aber sicher das er es schaffen wird.

„Einen Ultra läufst du zu 50% mit den Beinen und zu 50% mit dem Kopf.“

Und mein Hannoveraner ist motiviert.
Wir einigen uns den Start langsam anzugehen. Im Flachen ist Jahn schneller, auf technischen oder verschlammten Pfaden ich. Pünktlich um 9Uhr werden wir mit AC/DC „Highway to hell“ auf die Strecke geschickt.

Fast drei Kilometer geht es auf Asphalt flach bevor wir in den Wald einbiegen und es direkt in den Aufstieg zum ersten und höchsten Punkt geht: dem Scharnitzjoch.
Meine Beine sind fest und es tut weh. Ich bin einfach zu blöd für Straßenlauf. Es dauert eine Weile bis es sich während des steilen Uphill das die Beine warm werden und der Schmerz nachlässt.

Aufstieg zur Wankalm

Aufstieg zur Wankalm

Jahn ist gut unterwegs und einige Meter vor mir. Gut drauf der Kerl! Ich überlege ihn ziehen zu lassen. Im Downhill zum Hubertushof hole ich ihn eh wieder ein. Doch irgendwie bleibe ich dran. Die Sonne versteckt sich hinter den Wolken, doch es ist drückend schwül. Natürlich bin ich schon komplett verschwitzt und sehe fix und fertig aus. Der Anstieg ist wesentlich einfacher als im letzten Jahr (wo es hier auch geschneit hatte). Doch viele haben trotzdem riesige Probleme und schlittern hin und her.

Schon nach 1.5h völlig verschwitzt

Schon nach 1.5h völlig verschwitzt und fertig. (sportograf)

Kleine Pinkel-Pause und Jahn ist jetzt weit vor mir. Der Übergang ist zu sehen und ich lege einen Schritt zu. Schnell bin ich oben und packe den Stock weg. Der Downhill vom Scharnitzjoch runter ist mit ein paar Schneefeldern gespickt und wieder schlammig. Aber laufbar.

Jahn beim Aufstieg zum Scharnitzjoch

Jahn beim Aufstieg zum Scharnitzjoch

Blick vom Scharnitzjoch zurück auf die Strecke

Blick vom Scharnitzjoch zurück auf die Strecke

Zusammen mit einem Engländer, vermutlich sonst Fellrunner, jage ich ins Tal und ernte einige verdutzte Blicke. Das hier jemand rennt dachte keiner. Geht aber und macht riesigen Spaß. Auch Jahn schaut mich ungläubig an wie ich denn so schnell wieder rankommen konnte.

Downhill vom Scharnitzjoch

Downhill vom Scharnitzjoch

Ich sprinte bis zu einer Wiese und warte auf ihn um ein Foto zu machen. Über die Wiese kommen wir zusammen auch schnell voran, doch im Wald beim steilen Abstieg mit Wurzeln, Holzplanken und Steinen hat er wie viele andere auch Probleme.

Jahn im Downhill

Jahn im Downhill

Der Versuch an der Schlange (Trail-)Wanderer vorbei zu kommen scheitert am Egoismus eines Niederländers. Trotz lautem Rufens geht er nicht mal links oder rechts und lässt uns vorbei.

Zum Glück kennen mich einige die in der Schlange sind und lassen mich passieren da sie wissen das ich schneller bin. Beim Niederländer angekommen rufe ich noch einmal laut das ich komme und fliege an ihm vorbei. Endlich freie Bahn und fettes Grinsen im Gesicht.

Blöd nur: Je tiefer ich ins Tal komme desto wärmer wird es. Ergo: Kreislaufprobleme. Das letzte Stück bis zur ersten Verpflegung am Hubertushof mache ich langsam und lasse Jahn auflaufen. Der Downhill war nicht so sein Ding. Aber er hat es gemeistert und bin irgendwie stolz auf ihn. Zusammen erreichen wir das Buffet und die Augen bei meinem Rookie werden groß: Was für eine Auswahl! (Willkommen beim UltraTrail.)

Straße rennen um weg zu kommen

Zwar haben wir noch über 30 Minuten bis zum CutOff, dennoch dränge ich zum Aufbruch. Essen mitnehmen und wir gehen ein paar Kilometer und essen unterwegs. Laufe ich alleine ist dies auch ein Teil meiner Taktik: Wenig Zeit an der Verpflegung (auffüllen und trinken, Essen mitnehmen) und an den Stellen essen wo ich eh nicht rennen kann.

Die nächsten Kilometer bis Mittenwald ziehen sich. Flacher Forstweg und auch ein Stück Landstraße. Was wir rennen können, rennen wir. Schnell wieder in den Wald. Dunkle Wolken ziehen auf und Jahn holt die Regenjacke raus. Ich freue mich über die Abkühlung von oben. Mein Laufwetter.

Straße: Nicht meine Welt

Straße: Nicht meine Welt

Jahn macht immer noch eine gute Figur. Zwar redet er von Muskelproblemen, aber er rennt noch mit. Das wir gerade mal 20 Kilometer haben will er nicht wissen. Kraft einteilen ist angesagt. Schliesslich laufen wir heute einen Halbmarathon auf seinen längsten Lauf dazu. Von den Höhenmetern reden wir dabei noch garnicht.

In Mittenwald ist die nächste Verpflegung und zum CutOff haben wir Zeit rausgeholt und sind über eine Stunde vorher da. Es gibt Bier von meinem Saarländer wo mir, wie immer, der Name grad nicht in den Sinn kommt. Langsam wird es peinlich.
Dazu noch halber Liter Cola und es geht weiter gehts Richtung Ferchensee.

Oberhalb Mittenwald

Oberhalb Mittenwald

Rülpsend geht es mir immer besser und bekomme einen Flow. Jahn leidet. Nicht nur wegen der Geräuschkulisse wie bei der Elch-Brunft. Langsam spürt er das es ein langer Tag wird. Angepeilt hatten wir 10 Stunden. Ankommen im Hellen. Aber das wird schwer.
„Rollen-lassen!“ Unser Kommando wenn wir rennen wollen. Vor allem bergab können wir laufen. Mir geht es nach dem Bier und der Cola wie Superman und könnte hier sogar bergauf rennen. Doch wir bleiben zusammen.

Auf matschigen Trails zum Ferchensee

Auf matschigen Trails zum Ferchensee

Inzwischen überholen uns einige Supertrail XL Starter. Auch Gitti Schiebel rennt locker flockig an uns vorbei. Neid schwingt mit. Gerne würden wir auch noch so frisch über die Trails hüpfen.

Entlang am Ferchensee

Entlang am Ferchensee

Der Ferchensee erstrahlt in den schönsten Farben die Mütterchen Natur zu bieten hat. Er lädt ein zum Baden. Eine Abkühlung wäre toll. Doch nicht jetzt. Für die Kamera gibt es den kurzen Zwischensprint mit Bauch-einziehen und nicht so behäbiger Lauftechnik.

Am Ferchensee nochmal für die Kamers lächeln

Am Ferchensee nochmal für die Kamers lächeln (sportograf)

Auf der Suche nach Trails

Die Verpflegung Ferchensee nutzen wir zum Auffüllen der Vorräte. Ein langer und unbekannter Abschnitt steht uns bevor. In den letzten Jahren ging es nun Kilometerweit auf einer Forststraße bis zum Kälbersteig entlang. Laufbar, jedoch absolut langweilig, trist, öde und nervig. Für dieses Jahr hatte Plan B eine Neuerung: Eben jene Strecke wurde durch Trails ersetzt. Hiess es zumindest. Doch mittlerweile sind wir in der prallen Hitze seit einigen Kilometern wieder auf einer Forststraße.

Neuer Abschnitt, immernoch Forstwege

Neuer Abschnitt, immernoch Forstwege

Vorbei an Schloß Ellmau

Vorbei an Schloß Ellmau

Nur ein kleines Stück Trail hinab zum Schloß Ellmau lässt den Begriff Trail gelten. Jetzt sogar ein Stück Straße um dann steil auf einem Waldweg (schon eher Trail) verschlammt nach oben zu gehen. Rutschend erklimmen wir den Hügel. Im Wald ist es schattiger und angenehmer. Jahn kämpft sich den Berg hoch. Ist die Grenze schon erreicht?

Matschiger Anstieg im Wald beim Schloß Ellmau

Matschiger Anstieg im Wald beim Schloß Ellmau

Auf den Abstiegen lassen wir es rollen. Anstiege gehen wir und geniessen die Aussicht. Der neue Streckenabschnitt ist landschaftlich wesentlich schöner als durch den Wald. Aber Trails sind auch hier Mangelware. Dazu kommt das der neue Abschnitt länger ist und wesentlich mehr Höhenmeter einbringt. Es ist ein stetiges hoch und runter.

Richtung Partnachklamm

Richtung Partnachklamm

Vor und auf der anderen Seite des Tales sehen wir die Station Längenfelder. Da wollen wir hin. Nur müssen wir dazu erstmal ganz nach unten in die Partnachklamm und wieder hoch.

Wir sind schnell! Sehr schnell! Es zieht uns nach unten und ich bin begeistert davon wie Jahn sich hält. Erst auf dem kurzen Asphalt-Abschnitt im Tal gehen wir wieder. Die Brücke über die Partnach besiegelt den Downhill: Ab jetzt geht es Ewigkeiten nach oben.

Brühe, Cola und wenn du um den großen Furz bettelst

Fertig mit der Welt und vollkommen durchgeschwitzt erreiche ich die Partnachalm. VP8. Letztes Jahr musste ich an dieser Stelle die Stirnlampe rausholen. Heute ist es noch früh am Abend und hell. Tomaten, Gurken, Brühe, Unmengen Cola und Salzstangen vermengen sich zu einem Brei und landen im Magen. Wir haben noch eine Stunde bis zum CutOff. Wir wollen den Puffer nutzen um beim Anstieg zum Längenfelder etwas mehr Ruhe zu haben.

Verpflegung Partnachalm

Verpflegung Partnachalm

Der Forstweg bis zum Einstieg in den Aufstieg zieht sich wie jedes Jahr. Froh, aber schon angeschlagen, geht es auf den Trail. Im letzten Jahr hatte es so geregnet, dass uns das Wasser entgegen schoss. Heute ist es nur schlammig. Es ist meine dritte Teilnahme und doch ist es das erste Mal an dieser Stelle das ich etwas sehe. 2013 waren dichte Wolken und 2015 Nacht. Das was ich sehe macht mich jedoch nicht glücklich: Weit oben thront die Bergstation. Dort müssen wir rauf.

Während Jahn sein strammes Tempo bergauf hält, komme ich nur mühsam hinterher. Mein Magen rumort und grummelt. Die Mischung der Speisen und Getränke waren dann doch eher supoptimal. Es will raus, doch schafft es nicht. Bauch-streicheln, trinken. Nichts hilft.
Ein großer Furz. Auf den warte ich nun sehnsüchtig und wäre die Rettung.

Es wird nicht besser. Weit über mir läuft Jahn. Ich sehe ihn noch aber muss mein eigenes Tempo gehen. Langsam und beständig. Kleine Duftwolken schaffen es. Ich warte immer noch auf die große Erlösung. Im Kopf denke ich an Flaschen mit Cola die die Erlösung bringen werden. Doch noch ist es ein Stück.

Blick zurück vom Kreuzeck

Blick zurück vom Kreuzeck

Endlich am Kreuzeck. Beim Blick nach unten ins Tal bestätigt sich mir wieder das dieses Stück steil und kräftezehrend ist. Weit hinten über Mittenwald zieht eine Regenfront auf. Muss ich heute doch noch die Jacke anziehen? In die Dunkelheit werden wir in jedem Fall kommen.
An der Verpflegung steht Jahn schon und isst. Ich trinke einfach nur Cola.
Und noch mehr Cola.
Es blubbert.

Pffffffffffffff. Sorry!!!

Jetzt gehts mir wieder gut.

Hier oben ist es frisch und ich rufe zu Jahn rüber das ich schon mal los gehe um nicht zu frieren. Da er Bergauf schneller ist wird er mich einholen.

Regenfront über Mittenwald

Regenfront über Mittenwald

Lange sehe ich ihn nicht hinter mir. Bis ich bemerke das er die Regenjacke übergezogen hat. Mir ist immer noch warm doch das Wetter wird wohl ungemütlicher werden und spätestens vor dem Abschluß-Downhill auf dem Jägersteig werden wir die Stirnlampe brauchen.
Jahn läuft auf mich auf und sagt das er fast abgebrochen hätte da ihm elendig kalt war. Ich ärgere mich das ich nicht bei ihm geblieben war, aber sein Biss gefällt mir. Jetzt sieht er auch gut aus und stellt sich sogar auf ein Schneefeld für ein Foto. (Und nein lieber Jahn, das ist kein Gletscher)

Jahn auf dem "Gletscher"

Jahn auf dem „Gletscher“

Ich lasse ihn ziehen und mache kurz Rast auf einer Sonnenbank. Kurz Mails checken, Fotos machen und: Jacke anziehen! Die Regenfront kommt immer näher und die Erfahrung gebietet es Vorsicht walten zu lassen. Nicht wegen der Feuchte. Die stört mich nicht. Aber wegen der Kälte.

Am höchsten Punkt an der Alpspitz-Bahn pack ich auch den Stock weg. Beim Downhill stört er nur. Weit unten im Tal in Grainau sehe ich den Festpavillion, das Ziel. Doch noch sind es keine einfachen 7 Kilometer und über 1.000 Höhenmeter nach unten.
Für mich ein riesiger Spaß den ich am liebsten renne. Auch bei den widrigen Verhältnissen mit Matsch, Wasser und Dämmerung. Den meisten Läufern geht es aber anders. Fluchen und schimpfen. Jeder hat halt seine Stärken die er trainiert. Ich bin halt kein Straßenläufer.

Downhill von der Alpspitz-Bahn in der Dämmerung

Downhill von der Alpspitz-Bahn in der Dämmerung

Während es immer düsterer wird hat uns nun die Regenfront erreicht und es schüttet wie aus Kübeln. Erinnerungen an das letzte Jahr kommen hoch. Mein Wetter. Nennt mich Frosch.

Noch einmal passieren wir die Verpflegung am Längenfelder. Die Letzte vor dem Ziel. Ich sage Jahn das wir die Stirnlampe aufsetzen da es im Wald schon zu dunkel ist. Eine leckere und heisse Tomatensuppe später sind wir gerüstet und es geht ins Tal.

Stirnlampen-Lumen-Pflicht

Die Stirnlampe von Jahn leuchtet.
Etwas.
Ein bisschen.
Naja nicht so wirklich.

Eigentlich kaum kann er den Weg ausleuchten und ich schlage ihm den Deal vor seine Flutlichtanlage zu sein. Mit den 1.200 Lumen meiner Lupine erstrahle ich den Wald und durch meine Größe kann ich gut den Trail vor ihm ausleuchten. Ich glaube er merkt das diese Lampe vielleicht doch nicht das Richtige ist für diesen Lauf.
Diese Erkenntnis ehrt ihn. Schlimm jedoch: Viele viele andere Läufer die es besser wissen sollten geht es ähnlich. Kaum Leuchtkraft oder zum Teil mit Lampen unterwegs die völlig ungeeignet sind. Hier sollte darüber nachgedacht werden im Regelment bei der Pflichtausrüstung eine Lampe mit mindestens 800 Lumen vorzuschreiben. Es dient der eigenen Sicherheit.

Ist der obere Teil des Jägersteig noch einfach, wird er nach unten hin immer schlammiger, wurzliger und damit auch schwieriger. Für mich keine Hürde und ich würde mit einem Grinsen ins Tal schiessen, doch für meinen Partner aus Hannover die Challenge seines Lebens.
Er ist unsicher und flucht. Ich versuche mit der Lampe den einfachsten Weg auszuleuchten. So kommen wir fast sturzfrei nach unten. Mein Argument: „Wenn du läufst kannst du nicht fallen“, zieht leider nicht. Ich zeige es ihm, aber das klappt nicht mehr.

Inzwischen hat sich noch ein anderer Läufer dazugesellt. Auch seine Lampe ist völlig unterdimensioniert. Wenn sie denn funktioniert. So leuchte ich Beiden den Weg. Besonders auf einer Wiese die völlig zertreten von den fast 1.500 Läufern vor uns ist kommen wir kaum vorwärts. Glitschig und nass. Für den Versuch trockenen Fußes zu bleiben schaue ich Jahn böse an. Ob er es wegen Dunkelheit nicht sehen kann oder nicht mehr registriert ist mir egal. Vielleicht kann er es spüren, denn nun gibt er die trockene Füße endlich auf.

Weiter als die Füße tragen. Zielsprint.

Erleichtert kommen wir in Hammersbach im Tal an. Nun noch zwei Kilometer bis ins Ziel nach Grainau. Weniger erleichtert ist Jahn über die 5 Stufen die es noch zu erklimmen gilt.
Doch auch diese Stellen keine Hürde mehr da. Jetzt heisst es auf das Ziel freuen und Kuhhandel: „Ab wann beginnen wir den Zielsprint?“

Beim „1 Kilometer to go“ Schild geht es noch nicht.

Noch 500m. Will nicht so recht.

Leute feuern uns an und wollen das wir laufen. Leichte Blutleere im Gesicht. Ich sage zu Jahn: „Die zwei Stirnlampen von hinten noch und dann rennen wir ins Ziel!“

Sie passieren uns und Jahn rennt los. Geht ja noch!

Um 22:44:50 Uhr sind wir zurück in Grainau. Fast 13 Stunden haben wir benötigt. Wir sind innerhalb der offiziellen CutOff’s geblieben. Haben gelitten, aber Spaß gehabt.

Geschafft. Zieleinlauf nach 13:44:52 h (sportograf)

Geschafft. Zieleinlauf nach 13:44:52 h (sportograf)

Jahn hat seinen ersten Ultra(Trail) geschafft. Einen fetten Glückwunsch. Du hast es dir hart erarbeitet, die richtige Taktik gewählt (Erfahrenen Läufer an deiner Seite) und gebissen.

Feiere dich!

Und bei mir so? Bis auf den anstieg zum Längenfelder und die öde Genervtheit zwischen Hubertushof und Mittenwald ging es gut vielleicht sogar locker. Am Tag nach dem Rennen konnte ich normal gehen und habe kaum Muskelkater. Natürlich wäre ich die Downhills gerannt und wäre eine andere Taktik gefahren.

Doch es war nicht mein Rennen. Es war das Rennen von Jahn.

Meinungen & Diskussion

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  1. Martin sagt:

    Wahnsinn, gratuliere dir und Jahn! Sehr mitreissend geschrieben der Artikel, man fiebert richtig mit. War ganz erleichtert als der erlösende Furz gekommen ist, ich kenn es es leider nur zu gut :D

    1. Robert sagt:

      Danke Martin!
      Ja, wir sollten alle mehr furzen (können). :-)
      Rülpsen ist auch gut (und tut jeder).
      In den Bergen ist fast alles erlaubt.

  2. Stephan sagt:

    warum bekomme ich bei deinen Berichten immer sofort wieder Lust einfach loszulaufen???
    Klasse, ehrlich und „versaut“…so muss sein :-)

    1. Robert sagt:

      Super. Ziel erreicht. Ich werde dich auch nicht daran hindern loszulaufen.

  3. Jan sagt:

    Hallo Robert,

    wenn ich irgendwann mal nen Bambini-Trail (also nicht so ein ewig langes Dind) laufe, dann lade ich Dich ein mein Begleiter zu sein.

    Und zwar aus vielen Gründen:
    – Weil Deine Erfahrung bestimmt hilft
    – Weil Du dann Fotos machen kannst wenn ich nicht mehr kann
    – Weil Du sehr geniale Berichte schreibst
    – Und weil es dann eine Story hier gibt

    Danke für die Unterhaltsame Mittagspause

    Bis dann .. .. .. Jan

    1. Robert sagt:

      Hihi, das machen wir. Auf jeden Fall.
      Wobei du ja schön flott bist. Da muss ich schauen ob das mit der Kamera klappt.
      Sag bescheid wenn du dich bereit fühlst.

  4. Sebastian sagt:

    Glückwunsch zum Finish! ich war auch verwundert, mit welchen Funzeln manche im Ziel ankamen. Manche von denen glommen nur leicht. Wenn man den Inhalt des Erste-Hilfe-Sets definiert, könnte man das auch für die Leuchtstärke der Stirnlampen machen. Oder zumindest darauf hinweisen, dass eine 9,90 Lampe vermutlich zu wenig ist. Zum Glück konnte ich meine im Rucksack lassen – und die Regenjacke auch. :-)

    1. Robert sagt:

      Ebenso Glückwunsch!
      Das mit der Lampe ist korrekt. 9,90€ vom Aldi kann nicht gut gehen.
      Ohne Regenjacke wäre ich auch gerne geblieben. Auf der anderen Seite liebe ich es auch mal im Regen zu laufen.

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