Meine Ausrüstung, der Raceplan für den Zugspitz UltraTrail 2015 und natürlich die Frage aller Fragen: Wie lang sind eigentlich 100 Kilometer?
Noch etwas mehr als einen Tag trennen mich vom Start meines ersten richtigen langen Laufes: dem Zugspitz Ultratrail. Das erste Mal 100 Kilometer am Stück. Das erste Mal lange in der Dunkelheit laufen. Den Magen in mehr als 20 Stunden mit Gels und Iso-Gelump durchspülen.
Keine Frage, ich bin nervös und aufgeregt. Aber auch voller Vorfreude was mich erwartet und ob ich es schaffe. Und nein, ich bin nicht bekloppt oder verrückt. Gutes Training, ein paar Wettkämpfe (Lamer Winkel, Petit Ballon und Madeira) die alle gut waren, lassen mich hoffen die Distanz zu meistern und eine Schallmauer zu durchbrechen. Es wird eine Erfahrung sein und vielleicht geht mir auch ein Licht auf: Was kann ich schaffen?
50km läufst du mit den Beinen. 50km mit dem Kopf.
Schon seit einiger Zeit geht es in meinem Kopf quer: Wie lang sind eigentlich 100km?
Einmal von Calais nach Dover durch den EuroTunnel und zurück. Das sind 100 Kilometer. Ich könnte aber auch an 37.106 Smarts vorbei rennen. Oder einfacher ausgedrückt: Es sind fast 2,5 Marathons – hintereinander.
Damit es aber nicht zu langweilig wird laufen wir während der 2,5 Marathons noch 14x auf das Empire State Building hoch. Und natürlich auch wieder runter.
Im Folgenden gibt es ein wenig Einblick in meine Vorbereitung. Was ich mitnehme und wie ich plane.
Plan A bis Z – Strategien im Kopf
Eigentlich ist der einzige Plan welcher es gilt umzusetzen: Ankommen. In welcher Zeit ist egal. Ohne Schmerzen wäre toll.
Doch natürlich entwickelte ich auch einen gewissen Ehrgeiz und beschäftigte meinen Excel-Raceplanner um Zeiten durch zu spielen. Realistisch sind unter 24 Stunden sehr gut machbar. Eigentlich auch unter 23 Stunden. Ab hier wird es spannend. 22 Stunden haben Jörn, Stefan und Markus im Zugspitz Ultratrail 2014 benötigt. Eigentlich sind alle Drei schneller als ich. Aber sie hatten zum Ende hin Probleme. Und ich bin im Downhill stärker. Wenn ich die Durchschnittszeiten auf den einzelnen Abschnitten berechne kann ich es in 20:30 Stunden schaffen. Da sollte jedoch alles glatt gehen. Vielleicht sollte ich auch einfach laufen und sehen was raus kommt. Wenn es mir gut geht, Gas geben. Wenn nicht: Tempo drosseln.
Grundsätzlich ist die Strategie klar:
Uphill wandern – Gerade laufen oder schnell gehen und Downhill Spaß haben und rennen.
„Es wird Wetter geben“
Der Satz ist legendär bei meinen Madeira Läufen in 2012 und 2013 gewesen und soll eigentlich nur veranschaulichen: niemand weiß genaues, du siehst es auf der Strecke.
Aber ganz dem Zufall möchte ich es schon alleine wegen der Kleiderwahl nicht überlassen. Du besucht drei Wetter-Seiten und bekommst vier verschiedene Aussagen. Prima. Darf ich mir jetzt das Beste davon aussuchen?
Beim Zugspitz Ultratrail 2014 war tolles Wetter. Sonne und Wölkchen. Für dieses Jahr wird Regen, dichte Wolkendecke und teilweise sogar Schnee angesagt. Entsprechend nehme ich noch weitere Regenbekleidung zum Wechseln mit. Und natürlich dickere Sachen. Letztendlich entscheiden werde ich jedoch erst am Freitag Abend nach dem Briefing. Dadurch das mein Vater wieder den Support macht, habe ich auch die gute Chance unterwegs zu wechseln.
Gerne darfst du, geschätzter Leser, aber die Daumen drücken, dass es doch aufreißt. Oder zumindest in der Nacht nicht regnet. Vielen Dank.
Ausrüstung – ich packe meinen Koffer und nehme mit …
Eine ganze Menge. Es ist mein erster richtig langer Lauf. Die drei Ultras (Keufelskopf 2014, Petit Ballon 2015 und Ultratrail Lamer Winkel) zählen jetzt mal nicht.
Entsprechend habe ich noch kein Setting für eine solche Distanz. Minimalistisch wie bei Anton Krupicka wird es erst beim nächsten oder übernächsten 100km Lauf werden. Diesmal aber das volle Messi-Programm. Da mein Super-Support, wie schon bei den Salomon 4-Trails 2014 – mein Vater, an meiner Seite ist, kann ich das auch so durch ziehen. Ob es dann daran liegt, dass ich es schaffe, oder aber das ich es trotzdem nicht schaffe – dass weiß ich erst nach dem Lauf.
Und nicht nur mein Vater ist Support. Fast schon echte Fans, Support-Roockies und (hoffentlich) Fahnenschwenker sind dabei. Mischa, Nicole, Silke und Dirk, freue mich euch ab und zu vielleicht zu sehen. Mindestens aber im Ziel.
Was aber nehme ich alles mit und was deponiere ich unterwegs? Hier die ausführliche Auflistung. Eventuell findest du noch etwas was auch dir hilft.
Zum Start in Grainau habe ich die komplette Pflichtausrüstung, sowie einige nützliche Gimmicks.
- Kappe (halb und geschlossen) – Pflichtausrüstung. Je nach Wetter entscheide ich ob geschlossen oder die oben Offene.
- Sonnenbrille – werde ich wohl bei den Wettervorhersagen gegen eine Skimaske tauschen.
- Garmin Fenix – zur Aufzeichnung der „Heldentat“.
- 2 Buff – gegen Schweiß am linken Arm und eines für den Hals.
- Ärmlinge (schwarz) – den rechten für den Arm zur Wärme, der Linke wenn es kalt ist bzw. Als Pflichtaurüstung „langärmlig“.
- Handschuhe – Pflichtaurüstung und sinnvoll.
- Trikot weiß/warm – ich bin nicht Toni Kruckipca, also bekommt mein Oberkörper etwas über gehängt.
- Shirt schwarz – diesmal in schwarz startend. Über das Trikot. Der Eitelkeit geschuldet. Bauch kaschieren.
Startnummernband - Shorts – kurz, Natürlich. Renne zu ungern langbeinig.
- Socken schwarz/kurz – liegen eng an, sind bequem und haben mir noch selten Blasen beschert.
- Salomon Sense Mantra – mein Lieblingsschuh. Bis mindestens Hubertushof werde ich in ihnen laufen. Dann entscheide ich, ob ich wechsele.
- Regenhose – Pflichtausrüstung. Langbeinig. Liegt tief im Rucksack und wird nur im Notfall raus geholt.
- Regenjacke (grün) – Die werden wir benötigen. Spätestens in er nacht.
- Rucksack 12l – viel Gepäck, da muss der große Rucksack mit.
- Trinkblase 1.5l oder 3 SoftFlask (0.5l) – welche Strategie ich mit dem Flüssigkeits-Transport fahre. weiß ich noch nicht. Wenn es jedoch regnet, dann könnte es gut sein, dass ich nur mit den SoftFlasks starte (weil ich dann weniger zu Trinken benötige als bei 30 Grad Sonne).
- Fotokamera Panasonic Lumix – Heldentaten dokumentieren.
- Diamond Stock – der Linke kommt mit. Den Rechten brauche ich nicht (und habe ich auch nicht mehr). Vielleicht hilft er mir bei so manchem Anstieg.
- Becher – Pflichtausrüstung da es an den Verpflegungsstationen keine Becher gibt.
- Salztabletten – gegen Krämpfe.
- MedicalCase – das kleine Notfall-Set für den Fall der Fälle.
- Stirnlampe Lupine und Ersatzakku Lupine – die Nacht zum Tag machen. 20 Stunden werde ich mindestens unterwegs sein und somit auch einen Teil im dunkeln laufen.
- iPhone mit Notfallnummer
- Verpflegung – 2 PowerShots, 4 Gels, 1 Cola – die Zusatz-Verpflegung bis ich das erste Mal an der Hämmermoosalm auf den Support treffe.
Danke an Weibie-Depot für die Unterstützung. Bier ist halt Treibstoff!
Kurz vor der Hälfte der Strecke kommt die Verpflegung an der Hämmermoosalm. Hier möchte ich vor dem Anstieg zum Scharnitzjoch das Trikot wechseln und eine Gipfel-Cola mitnehmen.
Rotes Trikot, 1 Buff, Handtuch (zum trocknen vor dem Trikot-Tausch), Cola, 1x PowerShots, 2x Gel
Nach dem Scharnitzjoch und einem langen Downhill haben wir die Hälfte geschafft und kommen am Hubertushof an. Dort liegt das DropBag. Ich kann die komplette Kleidung wechseln und mich entscheiden ob ich auf die 3/4 Hose für die Nacht umsteige. Auch die Schuh-Frage wird neu gestellt. Weiter mit den Mantras oder in die gemütlichen Brooks Cascadia. Ab hier sind es meist Forstwege oder Straße. Der Anstieg ist auf mit dem Profil gut machbar und die Kälbersteig- und Jägersteig-Downhills kann ich mit allem laufen. Situativ und je nach Laune. Wenn ich die Schuhe wechsle MUSS ich die Socken wechseln. Denn mit den schwarzen Füßlingen reibe ich mir in den Brooks alles auf.
Ebenfalls MUSS ich die Mütze wechseln. Ohne Kappe, denn sonst klappt es mit der Stirnlampe nicht.
Schwarze Regenjacke, blaues warmes Trikot, blaues T-Shirt, Handtuch, Calves, Ärmlinge, 2 Buff, dicke Handschuhe, Laufunterhose (für 3/4 Hose), Longsleeve blau, 3/4 Laufhose, Socken schwarz/kurz, Socken weiß/ Knöchelhoch, Brooks Cascadia, 4 Gels, 2 PowerShots, PowerBar Smoothie, Salztabletten Packung, Stetch Mütze
Mein Support bekommt auch einiges an Ausrüstung, so dass ich spontan auf diese Sachen an verschiedenen Punkten zugreifen könnte.
MedicalCase (mit Blasenpflaster, Vaseline, Finalgon, Voltaren, Wundsalbe etc.), Handtuch, 2 Buff, Trikot blau-weiß, Longsleeve rot, Socken (Knöchelhoch), Kappe, Odlo Surf-Underlayer, 2 Cola, 4 PowerBar Smoothie, 2 PowerShots
Lars ist da etwas erfahrener und seine Packliste sieht etwas anders aus. Und wenn ich die Spitzenläufer sehe, dann haben die nochmal weniger dabei. (Gut, aber die sind auch nur halb so lange unterwegs)
Wünsche mir viel Erfolg, Glück, gutes Wetter und drücke die Daumen.
Meinungen & Diskussion
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Alles, alles gute und schnelle Beine! Aber vor allem viel Spass beim Lauf!
lg
Wu
Danke :-) Werde mein Bestes für den Spaß geben.
Viel Erfolg Robert…lass es krachen und macht das Beste aus dem „bescheidenen“ Wetter.
Das wird schon und das Erlebnis wird garantiert unvergesslich.
Viele Grüße an die ganze Trail-Familie
Ich sag allen Grüße und bin gespannt auf 100km schwimmen.
Viel Erfolg! Ich habe grade am letzten Wochenende meinen ersten Lauf über 110km hinter mich gebracht. Nimm dir Zeit beim Dropbag damit du auch alles wechselst was du dir vorgenommen hast, ich hatte nach 74 km vergessen meine Gamaschen wieder anzuziehen und mir Dank Dreck im Schuh eine dicke Blase eingehandelt.
Während dem Rennen sollte man glaube ich stur nach Plan an den VPs agieren, man ist ja doch irgendwann nicht mehr ganz zurechnungsfähig :) Ging mir jedenfalls so.
Hau rein, viel Spaß und halbwegs gutes Wetter, grade in der Nacht.
Ich werde deine Worte im Kopf behalten. Ob Sie dann aber noch in die ausführende Handlung kommen ist ungewiss.
Danke!