Ein paar Tränen kullern aus meinen Augen doch der harte kalte Wind trocknet sie schnell. Alle jubeln der Video- Drohne über unseren Köpfe zu und scharren mit den Füßen um endlich auf die Strecke gelassen zu werden. Es ist 8Uhr, wir stehen 1.700m über dem Meer in der morgendlichen Sonne auf Madeira. Der Start zu einem Abenteuer, dem Madeira Island Ultra Trail 2014. Es geht los!
Ein paar Tränen kullern aus meinen Augen doch der harte kalte Wind trocknet sie schnell. Alle jubeln der Video- Drohne über unseren Köpfe zu und scharren mit den Füßen um endlich auf die Strecke gelassen zu werden. Es ist 8Uhr, wir stehen 1.700m über dem Meer in der morgendlichen Sonne auf Madeira. Der Start zu einem Abenteuer, dem Madeira Island Ultra Trail 2014. Es geht los!
Zu langsam!
Eigentlich war die Entscheidung mit nachlassen des Muskelkaters im letzten Jahr bereits gefallen. Zu schön war es – wenn auch hart. 2014 wollte ich wieder dabei sein. Nachdem das Datum feststand reichte ich Urlaub ein und wartete sehnsüchtig das die Registration öffnete. Dann war es soweit und dank PayPal war ich innerhalb weniger Minuten wieder für den T42 angemeldet. Madeira ich komme! Leider war ich trotzdem zu langsam und nur der Dritte bei der Anmeldung. Immerhin Treppchenplatz und Startnummer 603. Auch gut. Hotel und Flug war schnell (und günstig) gebucht, jetzt musste mich Julia (alias Trailschnittchen) nur noch in Form bringen. Dem lästigen Rauchen schaffte ich es auch Ende Januar entgültig zu entsagen. Bestzeit ich komme!
Kalter Wind und weiche Tränen
Meine obligatorische private Pasta-Party fand „traditionell“ gestern in Funchal statt und endete in einem riesigen Berg Penne al Vegetaria am Abend im Hotel. Gut gestärkt ging ich ins Bett… und konnte nicht schlafen. Aufgeregt und nervös wälzte ich mich hin und her. Auch das der Wecker bald klingeln würde wurmte mich. Im Gegensatz zum Vorjahr war der Start um 8Uhr. Das hiess kuz vor 5Uhr aufstehen und richten um den Bustransfer zu nehmen.
Es klappte und nach einer Dusche, kleinem Frühstück und einer Fahrt im Bus durch die Dunkelheit von Madeira stiegen wir kurz unter dem Gipfel des Pico de Arieiro aus. Der Wind war kalt und stürmisch. Noch eine Stunde bis zum Start. Gut das ich lange Hose und Jacke dabei hatte. Ein paar Jungs vom Militär hatten ein Mannschaftszelt aufgebaut. Und alle drängten dort hinein. Stehend und sitzend – zusammengefercht verbrachten wir die Zeit. Immerhin nicht so kalt- windig. Zwar leide ich nicht an Platzangst, aber dennoch war es mir zu eng und ich verzog mich nach draußen und beobachtete den Sonnenaufgang. Wir waren wieder über den Wolken. Ein Naturschauspiel. Dafür hatte sich das frühe Aufstehen gelohnt! Ob es auch gut für das Rennen war, da war ich mir nicht sicher.
Die letzte Banane gegessen, die Cola verschmäht (Julia sagt ich soll nicht vor dem Lauf… und ich höre ab und zu), Sachen ausgezogen und in die Startbox eingecheckt. Dieses Jahr war es ein eigen- entwickeltes Chip System mit Armband. Sah aus als wären wir laufende WLan- Hotspots.
Inzwischen war es hell. Alle wirbelten herum und scharrten mit den Füßen um endlich auf die Strecke gelassen zu werden. Vielleicht war ihnen auch nur einfach kalt! Laute Musik, einige meiner liebsten Songs, alle jubelten, die Drohne für die Live-Übertragung ins Netz schwebte über uns, und ich… musste ein wenig schluchzen. Tränen liefen mir über die Wange. Was hatte ich doch für ein Glück trotz schwerer Zeit und viel Wirrwarr hier oben zu stehen und den Traum Madeira- Trail ein zweites Mal erleben zu dürfen. Danke!
Langeweile – wenn Plan A funktioniert
Ein Plan sollte jeder haben. Auf jeden Fall jeder der ein paar Kilometer weiter läuft und dann auch noch Trail – Auf Madeira. Ich hatte mir Plan A zurecht gelegt. B bis Z in Abwandlungen lägen auch bereit. Doch ich brauchte sie nicht. Optimal von Julia vorbereitet, selbst gut ausgestattet und aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt lief alles gut. Auf den ersten Kilometern liess ich es ruhig angehen und verzichtete auf gewagte Überholmanöver. Hätte wieder nur Sekunden gebracht, dafür aber viele Körner verschossen. Ich genoss es und trabte locker hinterher. Die leichten Anstiegen konnte ich langsam laufen und nie brachte ich den Puls über 165. Perfekt. Den ersten Checkpunkt erreichte ich eine Minute später als im Vorjahr, jedoch wesentlich entspannter. Diesmal sah man hier auch die Umgebung. Inzwischen befand ich mich in einer 4er Gruppe und wir wechselten uns mit der Arbeit ab.
Windschatten fand (zumindest ich) ich nicht. Durch die verbrannten Wälder ging es kreuz und quer entlang an Bächen und Steinmauern stetig bergab. Durch Streckenänderungen zum Ende hin war auch hier ein wenig der Weg geändert worden. Jedoch vollkommen egal, Madeira ist überall schön. In Ribeiro Frio kam die erste Versorgung. Jetzt schon Cola? Nein, Belohnung gibt es erst später. Nachdem es im letzten Jahr lange an der Levada Furado entlang ging schickte uns der Veranstalter diesmal quer am Hang im (Ur)Wald entlang. Der Wahnsinn! Glitschig und immer „nur nicht ausrutschen sonst 20m tiefer“. Auch die Levada hatte sich verändert. Hangabstürze und die fehlenden Bäume gaben den Blick auf die tiefe Schlucht frei. Gut das ich an meiner Höhenangst, ich meine Sturzangst, gearbeitet habe. Es war mulmig, aber kein Problem. Die Kante würde später noch spannend genug werden.
Der Berg ruft – ich geh am Stock
Nach den Mini- Anstiegen folgte nun die längste Steigung. 700 Höhenmeter auf Lehm. Der war durch den Regen der Tage vorher so glitschig das ich doppelt froh über meinen Stock war. In 2013 hatte ich hier meinen Einbruch. Diesmal mit Stock und einem Lächeln auf den Lippen ging es zwar langsam, aber stetig nach oben. Ich traf auch meine Sitznachbarin vom Bus und hängte mich eine Zeit an sie, doch sie hatte mehr Ausdauer und musste sie ziehen lassen. Auf dem kurzen Teilstück am Zeltplatz liefen überall Schafe herum und schauten mich blöd an was ich wohl mache… und so wenig angezogen… und… eyyy mein Revier! Es blieb bei bösen Blicken. Schnell weiter. In Poiso an der großen Verpflegung labte ich ausführlich und schlang Käse, Tuc- Kekse und Schokolade in mich. Ob ich das vertrage?! Ja, es ging perfekt und immer wenn es das gab, nahm ich mir diese Sachen auch mit für unterwegs. So brauchte ich nicht zu lange rumstehen und konnte gemütlich essen beim schnellen wandern.
Auf schönen Pfaden im leicht bergab ging es Richtung Meer. Die Wolken hatten sich verzogen und der Blick war frei. An Portela vorbei mit Blick auf Porto Da Cruz immer leicht wellig hoch und runter. Wie im letzten Jahr fehlte mir hier Wasser um mich zu kühlen da der Motor heiß lief und auch der Puls inzwischen über 180 ging. Kurze Pause, runterkommen! Also es wieder ging und ich mir ein feuchtes Moosstück an den Kopf gehalten hatte rannte ich wieder. Bis nach Funduras! Letztes Jahr kroch ich hier und jetzt konnte ich im 3er Verbund laufen. Zu mehrt ist es auch lustiger. Trotzdem zieht sich dieser Abschnitt, aber in Funduras an der Station den Rucksack gefüllt und weiter.
Die große Rechnerei – unter 6 Stunden?
Zwar war ich schon lange unterwegs doch es ging sehr gut und nach dem letzten Stopp drehte ich auf und rannte so schnell das ich einige überholen konnte. Da es hier Forstweg hatte konnte ich rechnen und kam zum Ergebnis das unter 6 Stunden möglich wären. Ich kannte allerdings den neuen Abschnitt zum Schluß nicht, es ging im Moment aber gut, also Gas.
Die Kante rückte näher. Das war letztjährig die Schlüsselstelle. Ca. 200m auf einem schmalen Pfad direkt links 500m Abgrund ins Meer. Mauricio an den ich mich damals heftete, war nicht da. Ich war alleine. Was soll ich sagen… kein Problem! Ich bin sogar gerannt, konnte gemütlich Fotos machen, der Wahnsinn! Natürlich war es immernoch unangenehm, aber bei Weitem nicht schlimm.
Zum Teil senkrecht ging es durch den Wald am Einstieg zur Boca do Risco (Gefährlicher Weg… YouTube schauen!) vorbei und ab dort den Berg an der Küste hoch. Kein Wind, kein Lüftchen, schwülwarm… uffff. Jetzt merkte ich doch die schon gelaufenen Kilometer. Kämpfen! Ich faltete den Stock wieder aus und machte kleine Pausen um trinken zu können. Die Zeit ronn dahin. Sub 6h war aber noch machbar.
„Oben“ angekommen folgten wir jetzt rechts über die Hügel dem Bergrücken. Ein Trail in den Wald gebaut. So etwas wäre in Deutschland nicht machbar. Rennen war nicht mehr möglich. Teilweise senkrecht ging es im Staub hoch. Immer wieder. Wir riefen uns gegenseitig Mut zu. „the last uphill!!!! Sure!!! Sure??? No,… see there“. Das Höhenprofil passte nicht zu der Strecke die wir liefen. Es zog und zog sich. Die 6 Stunden musste ich begraben. Aber vielleicht 6:30h? Bis zum finalen Downhill glaubte ich daran, doch als ich ihn sah, glaubte ich an garnichts mehr und schimpfte und fluchte auf den Streckendesigner. In engsten Serventinen, staubtrocken mit ein paar Felsen verbaut ging es in der Direttisima hinab. Ich versuchte locker zu traben, aber es ging nicht mehr.
Ich kann lächeln!
Endlose Kehren und ein direkter Pfad zur Levada Canical später ging es an dem Wasserlauf weiter. Das Ziel konnte man bereits sehen. Die 6:30h nicht mehr möglich. Nur noch nach Hause. Die Zeit war nun egal. Ich wollte mich testen und machte nochmal Tempo. Es gelang. Nicht schlecht. Selbst im Zieleinlauf konnte ich noch kurz anziehen (um den vielen Zuschauern etwas zeigen zu können) und lächeln. Was war das für ein Lauf! Am Ende konnte ich zwar nicht mein gesetztes Zeitziel (unter 6:30h) erreichen (bei der neuen Strecke jedoch auch schwer gewesen), aber das Ziel in der vorderen Hälfte zu landen funktionierte. Platz 79 von ca. 180.
Es war wieder ein toller Lauf mit alten und neuen Eindrücken – einfach der Hammer… und nächstes Jahr, auf jeden Fall. Vielleicht sogar die 85 Kilometer?! Wer kommt mit?!
Danke an Birte für den RaceSupport und Julia für das Training.
Danke an Madeira für das Abenteuer und vorallem Danke an die Organisatoren, Helfer und Zuschauer!!!!!!!!!
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Geil… da bekommt man direkt Bock. Je mehr ich davon lese, umso mehr gerate ich doch in Versuchung :-)
Hi Tom,
ich wüsste nicht wie und warum ich dich abhalten sollte!
Rock Madeira!!!