Atemlos am Achensee – meine erste Umrundung auf Trails

Atemlos am Achensee – meine erste Umrundung auf Trails

16. August 2014

Die Idee den Achensee zu umrunden hatte sich schon im Mai 2013 bei einem Laufcamp mit Trailschnittchen Julia Böttger in Pertisau festgesetzt. Tolle Gegend, wunderbare Ausblicke und geniale Trails.

Die Idee den Achensee zu umrunden hatte sich schon im Mai 2013 bei einem Laufcamp mit Trailschnittchen Julia Böttger in Pertisau festgesetzt. Tolle Gegend, wunderbare Ausblicke und geniale Trails. Julia hatte es schon gemacht und so konnte ich auch eine grobe Route von ihr in Erfahrung bringen. Nur wann?
In Vorbereitung auf das Tromsö Skyrace im September sollte nun die Achensee Umrundung als Trainingslauf bzw. Abenteuerlauf kommen. Stephan aus Kempten wollte mit. Gerne! Ganz alleine wäre es ein harter Brocken. Die grobe Planung sah den Start- und Zielort in Achenkirch beim Fischerwirt vor. 43 Kilometer mit 4.300 Höhenmetern und 90% Trail. Das klang gut, aber sehr hart. Nachdem wir dann tatsächlich noch ein Zimmer gefunden hatten holte ich Stephan am Freitag auf dem Weg ab und wir fuhren zum Achensee. Eine „kleine“ Warmup Runde auf dem Mariensteig, eine warme Dusche und zum Abendessen Käsespätzle im Fischerwirt in Achenkirch. Das war der Freitag, der Tag vor der großen Herausforderung.

Frauen…

Kurzfristig hatten sich Kathi und Nadine entschieden mit uns zu laufen. Sie wollten halb 9Uhr in Achenkirch sein. Wir frühstückten daher gemütlich und ich besorgte mir im Mpreis noch Almdudler für danach. Die Mädls kamen natürlich zu spät… Erst nach um Neun Uhr liefen wir am Parkplatz los. Es nieselte und war sehr frisch.

Trail "Terrorist"

Trail „Terrorist“

Zunächst der Forststraße bergauf Richtung Seekaralm folgend ging es schnell auf den Trail. Die Witterung verhärtete das Unternehmen zusätzlich. Regen, Wolken, Wind, es zog durch die Jacke und machte es unangenehm. Die Drei waren, wie so viele, schneller und sollten an der Alm warten. Trotz strammen Schrittes hatte ich keine Chance denen zu folgen. Aber sie warteten und ohne große Pause da es sehr kalt war nahmen wir die nächsten 500 Höhenmeter zur Seekarspitze in Angriff.

Weg zur Seekaralm

Weg zur Seekaralm

Seekaralm

Seekaralm

Steil ging es hoch, sehr steil. Weiter oben fast schon weglos und mit kleinen Klettereien. Das war auf der Karte ein gestrichelter Weg. Ich möchte keinen Gepunkteten sehen! Knapp unterhalb des Gipfelkreuzes musste ich passen. Keine Chance als Einarmer und vor allem bei der Witterung dort hinauf zu kommen. Inzwischen bliess der Wind extrem stark und es gab Schneegraupel. Dazu noch sehr abschüssig und glitschig. Ich traute mich nicht, wollte nicht Zahl in irgendeiner Statistik von Bergopfern sein. Nach kurzer Absprache mit Stephan, die Damen waren schon am Kreuz, entschied ich mich zur Umkehr.

Aufstieg Seekarspitze

Aufstieg Seekarspitze

Aufstieg Seekarspitze

Aufstieg Seekarspitze

Stephan wollte zu Kathi und Nadine um Bescheid zu geben und dort weiter. Wir treffen uns in Pertisau. Für mich hieß es jetzt das ganze wieder runter. Es war so steil das selbst ich nicht laufen konnte. An der Alm bog ich links ab und musste die Forststraße nehmen. Kein Trail, aber der Ausblick entschädigte. Inzwischen kamen Sonnenstrahlen zwischen den Wolken hervor. Immer wieder schaute ich ob ich das Trio oben am Grat sehe. Schlechtes Gewissen das sie lange warten müssen trieb mich teilweise zur Atemnot. Zum Pallissattel gab es wieder einen Wiesen- Trail mit Kuhmatsch bis zum Knie. Beim Downhill zur Pallisalm gab ich alles, fegte durch die Serventinen und rutschte oft einfach über die schlammigen Wiesen.

Pallissattel

Pallissattel

Pallisalm

Pallisalm

Downhill Pallisalm

Downhill Pallisalm

Der Handycheck unten liess meine Befürchtungen wahr werden: sie waren bereits in Pertisau. Raser! Gerne wäre ich den Trail am Fluss gerannt, aber wollte mich beeilen um die Anderen nicht zu lange warten zu lassen. Also quer im Flussbett und auf die Straße.
Im Restaurant am See warteten die Drei und ich bestellte mir Cola und Flädlesuppe. Die Österreicher sagen dazu „Fritattensuppe“. Das muss man aber aus deren Mund hören, klang spannend!

Wenn Plan A nicht funktioniert, dann halt B bis Z

Inzwischen war es schon 14 Uhr. Der Abbruch bzw. die Änderung der Strecke hatte bis hier nach Pertisau Sechs extra Kilometer gebracht. Entsprechend auch Zeit und Kraft gekostet. Meine Ersatzroute sah vor am Achensee entlang und dann hoch zur Dafalzalm, Steinernes Tor und zurück nach Achenkirch. Die Mädchen hatten wohl keine Lust mehr auf das Wetter (oder auf mich Schnarchnase) und entschieden sich für den direkten Rückweg von Pertisau über den Mariensteig nach Achenkirch.
Stephan und ich verabschiedeten die Beiden und liefen den Spazierweg direkt am Seeufer in Richtung Maurach. Im Spar Cola und Wasser getankt, an der Talstation der Rofan- Seilbahn vorbei und in den direkten Weg zur Dafalzalm eingebogen liess ich Stephan ziehen. So kann jeder sein Tempo gehen und auf der Alm kann er warten und heiße Suppe essen. Als Variante wäre noch der Weg via der Erfurter Hütte gewesen, aber aufgrund der Zeit und das es wieder nach Regen aussah wollte ich direkt hoch.

Achensee Pertisau

Achensee Pertisau

Aufstieg Dafalzalm

Aufstieg Dafalzalm

Aufstieg Dafalzalm

Aufstieg Dafalzalm

Für mich war es ein Leidensweg. Aus irgendeinem Grund zog es mir den Willen aus. Jeder Meter machte mir zu schaffen und machte keinen Spaß. Was war los? Keine Ahnung, aber da ich wusste das wir noch ein Stückchen zu laufen hatten und Stephan im Warmen warten konnte, setzte ich mich an eine Alm, sah auf den See und trank die Cola auf Ex. Ruhe, Puls runter bringen, einfach die Sonne welche sich gerade sehen liess geniessen. Nach fünf Minuten im Delirium konnte ich weiter und war auch fix unterwegs. Mit einigen Fotostopps erreichte ich die Darfalzalm und Stephan der das erste Weizen (alkoholfrei) sowie eine Suppe hinter sich hatte. Bei mir gab es Weizen (das für Männer) und einen Kräuter Tee. Gerne hätte ich auch die Erbsensuppe probiert, aber ich wollte weiter.

Wie im Land der Elfen

Im Stechschritt und Puls 190 hechelte ich Stephan hinterher. Der Arme fror, ich war überhitzt. Wir hatten noch ca. 15km auf schönsten Trails vor uns. Das erste Etppenziel war das Steinerne Tor mit einem atemberaubenden Blick auf die Wege zurück und die welche wir gleich unter die Füße nehmen wollten. Fotos mit Kühen, mit uns und ab auf den Downhill. Die Landschaft war gigantisch. Nie hätte ich es mir hier so vorgestellt. Wie im Land der Elfen. Im rasanten Tempo Richtung Kotalm. Bergab liegt mir und kann sogar teilweise schneller sein.

Dafalzalm Steinernes Tor

Dafalzalm Steinernes Tor

Kuh am Steinernen Tor

Kuh am Steinernen Tor

Kuh im Rofangebirge

Kuh im Rofangebirge

Abstieg vom Steinernen Tor

Abstieg vom Steinernen Tor

Auf dem kleinen Stück Forstweg legten wir eine Pinkel- und Verschnaufpause ein um dann wieder richtig Gas zu geben. Ein mörderischer Krampf im rechten Bein lässt mich kurzzeitig zurück fallen. Irgendwie geht es weiter aber mein Gesicht zeigt das es nicht so schmerzfrei zur Sache geht. Stephan läuft unbeirrt als ob er gerade erst losgelaufen ist. Gut in Form der Gute, nächste Woche den Allgäu Panorama Ultra Trail, da brauch er sich nicht fürchten.
Der Downhill mit unendlich vielen Wurzeln zieht sich, aber Achenkirch, der Ausgangs- und Zielort ist schon zu sehen. Einige kurze Stopps wegen der Krämpfe und wir sind beim Fischerwirt, dem Ziel! Die Last fällt ab, die Krämpfe kommen. Ebenso die Tränen, tut das höllisch weh! Überall die Krämpfe meines Lebens, ich habe keine Ahnung warum. Aber geschafft.

Kotalm zur Köglalm

Kotalm zur Köglalm

Downhill nach Achenkirch

Downhill nach Achenkirch

Die geplante Runde liess sich diesmal nicht durchführen, birgt aber Potenzial. Die Alternativroute war nicht so spektakulär, aber auch wunderbar. Bei besserem Wetter vielleicht sogar noch besser. Aber wir haben nicht aufgegeben und durchgezogen.
Nach einer warmen Dusche ging es wieder zum Fischwirt. Almschnitzel und Kaspressknödel. Um den Schlaf brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, es dauerte keine fünf Minuten und ich war weg…

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