Alpenplan versus „German Angst“ – die Ewiggestrigen verspielen Chancen

Alpenplan versus „German Angst“ – die Ewiggestrigen verspielen Chancen

9. November 2017

Gier frisst Hirn. Dies ist vermutlich der hauptsächliche Grund für die Schwächung des Alpenplans. Trotzdem möchte ich einen anderen Grund durchspielen: Die Ängste der Ewiggestrigen.

Heute am 9. November 2017 ist ein historischer Tag. Ein Tiefschlag ins Gesicht der Alpen: Die Schwächung des Alpenplanes. (Was das ist, siehe hier) Schwächung? Im Grunde ist es der Türöffner für weit mehr was da noch alles kommen mag. Einmal angepasst, immer wieder angepasst. Je nachdem wer laut schreit. Es ist ein Präzedenzfall geschaffen worden.

Wie viele andere Beiträge, Artikel und Kommentare könnte ich nun ebenfalls auf die Politik, die (zustimmenden) Einwohner der anliegenden Gemeinden, die Bauunternehmen, Liftbetreiber und Befürworter schimpfen, jedoch möchte ich noch einen anderen Blick darauf werfen.

Die Befürworter – Menschen mit begrenztem Horizont

Nicht nur das Riedberger Horn, stellvertretend für das was noch kommt, wird verbaut, sondern auch die Zukunft der nächsten Generationen. In meinen Augen schauen die Befürworter nur auf einen sehr kurzen Zukunfthorizont. 10 Jahre. 20 Jahre. Doch was ist danach? Wird es dann überhaupt noch genug Schnee geben um den Betrieb aufrechtzuerhalten? Und was wird dann mit den Freiflächen bzw. Mondlandschaften passieren? Bis dort wieder Gras drüber gewachsen ist, das dauert.
– Wir könnten dann die Berge aufschütten! – Prima Idee. Klappt nur wahrscheinlich nicht.
Und ganz ehrlich? Ernsthaft darüber Gedanken hat sich wahrscheinlich keiner gemacht.

Das Allgäu – das Brandenburg des Südens? Eine Vermutung

Der blühende Osten. Nicht überall blüht es. Zumindest konjunkturmäßig. In vielen strukturschwachen Regionen wächst jedoch viel Gras über Häuser und Industriebrachen. Vielleicht befürchten dies die Befürworter ebenfalls. Mit ausbleiben des Schnees, bleiben auch die Touristen weg. Ohne Touristen keine Einnahmen. Abwanderung und Verfall ist die Folge. Sind wir ehrlich: Jede Destination, welche es bereits heute nicht schafft Touristen im Sommer wie Winter anzulocken, hat verloren. Einige Österreichische Orte machen es vor. Schon mal im Sommer in Zürs am Arlberg gewesen? Es fehlen nur umherrollende Dornenkugeln (wie in den Western), so vereinsamt ist es. Bretter vor den Fenstern. Nichts hat geöffnet. Im Sommer eine Geisterstadt, im Winter ein Zirkus.
Wäre es nicht intelligenter in Struktur und nachhaltigen Tourismus zu investieren? Mit der Digitalisierung der Menschheit werden neuer Luxus, neue Branchen etc. entstehen. Neue Möglichkeiten um Touristen, Remote-Arbeiter und viele andere anzulocken. Wenn wir es denn zulassen und wollen. Ewiggestrige haben Angst vor Veränderung und Neuem. Also wird nur bis Morgen gedacht und „nach mir die Sintflut“.

Lösungsvorschläge und -ideen

Solange es in den Regionen Schnee hat, sollten wir die Lifte und Pisten maximal modernisieren und optimieren. Jedoch nicht mehr ausbauen. Wir müssen weg vom Saisontourismus, hin zum Ganzjahrestourismus. Destinationen sollten sich auf Zielgruppen für Sommer und Winter spezialisieren. Und nein, „Wellness & Spa“ ist keine Spezialisierung. Das hat inzwischen jeder.
Das Ziel sollte sein, den Gästen Saisonbedingt Angebote zu bieten. Sollte dann in Zukunft eine Saison aufgrund des Klimawandels wegfallen, kann auf das Fundament der anderen Saisons zugegriffen werden.
Und wo fahre ich dann Ski? Meine Meinung ist da recht klar und wird die Sozialisten (die CSU gehört ja theoretisch dazu, wobei sie praktisch weder christlich, noch sozial agieren) auf die Barrikaden bringen: Wenn du Ski fahren willst, dann musst du in die höheren Regionen fahren, in denen es bereits Anlagen gibt. Neue Anlagen sind meiner Ansicht nach zu verbieten. Natürlich wird es zu einem Preisanstieg kommen. Immer mehr wollen in die Orte mit Schnee. Doch es kann auch nicht jeder Ferrari fahren. Wenn es mir das Vergnügen wert ist, dann bezahle ich auch dafür. Schaden muss ich jedoch niemanden anderes damit.
Eine andere Variante ist die „Alpenmaut“. Für jedes Lift- oder Ski-Ticket etc. wird eine Maut erhoben, welche für den Schutz und der Renaturierung der Alpen verwendet werden muss. Genauso wie der theoretische Ansatz der Autobahnmaut.

Wollen wir unseren Kindern und Enkeln nur noch auf Fotos zeigen können, wie schön die Alpen einst waren?

Wie ist deine Meinung zur Schwächung des Alpenplans? Und wie können zukunftsträchtige Lösungen für alle Beteiligten aussehen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Bergheil
Robert

 

 

P.S.: Der Kommentar ist recht aus dem Bauch, während einer großen Spazierrunde, entstanden. Bestimmte Links zu mehr Informationen werden noch eingefügt und erweitert. Ebenso werde ich Gedankenanreize im Laufe der Tage noch ergänzen.

Meinungen & Diskussion

Ich freue mich auf rege Diskussionen und vor allem deine Meinung.
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  1. Rainer Helmreich sagt:

    Ja, sehe ich genauso. Völliger Schwachsinn. Wenn ich nur sehe, was aus der Zugspitze geworden ist, eine Schande.

  2. Christina sagt:

    Hallo Robert,

    auch ich trage die Sorge in mir über den Ausbau und das Verbinden von Skigebieten zu Superlativen. Und genau da sind wir beim Stichwort: Superlativen. Höher, schneller, weiter. Die Täler in Tirol, die im Winter den Reibach mit den Massentouristen machen, gehen genau diesen Weg. Das größte Skigebiet Europas, die längste Skiabfahrt, die steilste Piste, der Lift der Superlative und edle Luxushütten auf 2.000 Metern Höhe – wer Winter-Touristen möchte, darf keine Skupel haben. An die Zukunft wird da leider nicht gedacht. Der Wandertourismus ist längst zurück und trotzdem gehen Wanderwege ohne Scham über Pisten zum Ziel hinaus. Über 20 Jahre fahre ich ins gleiche Tal nach Tirol und habe so manches Paradies gehen sehen. Doch selbst um die Sommertouristen wird jetzt gebuhlt: mit Kletterparks an Wasserfällen und riesigen Outdoorspielplätzen an den Bergstationen. Und warum das alles? Weil in unserer Wihlstandsgesellschaft der Konsum- und Erlebnishunger immer weiter voran geht. Eltern müssen ihren Kindern Highlights bieten, darum ihnen etwas beizubringen, geht es immer weniger. Und so kommt es, dass auf 2.000 Metern Höhe Wintertouristen zu Techno wilde Parties feiern und einen Whirlpool zur Erholung brauchen. Bescheidenheit und Nachhaltigkeit haben viele einfach nicht gelernt. Und so betreiben wir weiter Raubbau – gedankenlos über das, was morgen sein wird.

    Gruß Christina
    PS: Ich bin kein Öko, einfach nur ein Bergfan, der so gern weiter im Paradies wandern möchte.

  3. Horst sagt:

    Servus Robert!

    Als Österreicher trifft uns zwar der Alpenplan nicht direkt, da dieser für Bayern gilt, trotzdem ist es ein Stich ins Herz eines jeden Naturliebhabers der etwas weiter in die Zukunft blickt.

    Und auch bei uns in Österreich treibt der Tourismus teilweise furchtbare Blüten. Dabei geht es mir nicht nur um Bergbahnen & Co, sondern zum Beispiel auch um den gefühlvollen Umgang beim Anlegen und der Wartung von Wanderwegen. Nicht jeder muss möglichst jeden Weg gehen können. Was man aber z.B. bei uns beim Pllombergstein versucht hat – durch fürchterliche Alustufen (siehe meinen Website Link).

    Leider ist so manche Lobby ungemein stark und das kurzfristige Denken siegt leider viel zu oft.

    „Was kümmert mich die versaute Landschaft der Zukunft? Da bin ich ja dann eh nicht mehr betroffen weil tot!“ scheint so mancher zu denken.

    Have fun (trotzdem)
    Horst

    P.S.: Klasse Blog hast du hier!

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